Autor: sla

  • Tuxedo mit neuen Notebooks mit Nvidia-Grafik

    Tuxedo Book XC1509

    Der deutsche Linux-Notebookausrüster Tuxedo Computers hat zwei neue Notebook-Modelle im Angebot, die sich im Alu-Kleid an Poweruser wenden und mit Nvidia-Grafik ausgestattet sind.

    Notebook-Brüder

    Die beiden neu entwickelten Notebooks hören auf die Bezeichnungen Tuxedo Book XC1509 und XC1709 und unterscheiden sich fast nur im Formfaktor und auch leicht im Preis. Das Tuxedo Book XC1509 kommt im 15,6-Zoll-Format, während der größere Bruder einen 17,3 Zoll-Bildschirm aufweist, der bei beiden Modellen entspiegelt ist. Die Auflösungen betragen beim XC1709 Full-HD IPS und beim kleineren Modell wahlweise auch Ultra-HD IPS.

    Coffee Lake und Nvidia-Grafik

    Als Grafikkarte steht neben der standardmäßig angebotenen Nvidia GeForce RTX 2060 mit 6 GByte RAM auch eine GeForce RTX 2070 mit 8 GByte RAM zur Auswahl. Als Prozessor kommt bei beiden Modellen ein Intel Core i7-8750H der Baureihe Coffee Lake mit 6 Kernen zum Einsatz.

    Jede Menge Speicher

    Der Arbeitsspeicher kann von 8 auf 64 GByte erweitert werden, wobei Modelle von Crucial mit 2.400 MHz sowie solche von Samsung mit 2.666 MHz zur Verfügung stehen. Drei Festplatten können verbaut werden, wovon zwei den Formfaktor M.2 aufweisen und die dritte eine 2,5-Zoll HDD nach SATA-III-Standard ist. Letztere kann bis zu 4 TByte fassen, während die SSDs bis zu 1 TByte groß sein dürfen. Eine Samsung 860 EVO SATA-III mit 250 GByte ist Standard. Die ebenfalls zur Auswahl stehenden Samsung 970 Evo Plus entsprechen dem NVMe-Standard.

    Schnittstellen satt

    Als Schnittstellen sind drei USB-Typ A, ein USB Typ C mit Thunderbolt 3, ein Mini-DisplayPort, ein HDMI 2.0-Port, Webcam, Kopfhörer- und Mikrofon-Anschlüsse sowie ein Cardreader, ein LAN-Port, Bluetooth, WLAN und ein 2-in-1 Audio-Port vorhanden. WLAN und Bluetooth werden über den Intel Dual AC 8265 & Bluetooth Chip realisiert.

    Kein Schnäppchen

    Bei der vorinstallierten Linux-Distribution handelt es sich um das hauseigene TUXEDO Budgie 18.04 LTS, wahlweise wird Ubuntu 18.04 LTS oder openSUSE 15 installiert. Windows wird gegen Aufpreis als Virtuelle Maschine oder als native Installation angeboten. Der Einstandspreis für das Tuxedo Book XC1509 liegt bei 1.622 Euro, der große Bruder kostet 50 Euro mehr.

  • Google + macht zu

    Google trägt ein weiteres Projekt zu Grabe

    Morgen, am 2. April beginnt nach sieben Jahren die Abschaltung von G+ für private Anwender. Damit landet ein weiteres Projekt auf dem Friedhof eingestellter Google-Projekte. Dabei interessiert es den Konzern nicht, wie viele Anwender dabei auf der Strecke bleiben. So wird die G+ Community aus Millionen Menschen in alle Winde zerstreut und teilt sich auf viele verschiedene soziale Netzwerke auf.

    Vielverschprechender Anfang

    Anfangs war die Plattform sehr vielversprechend und entwickelte sich gut. Nach einer hektischen Entwicklungsphase wollte man Facebook Konkurrenz machen. Aber bereits nach kurzer Zeit waren die Entscheidungen von Googles Seite bei Updates waren nicht mehr nachvollziehbar. Im Lauf der Zeit wirkte die Plattform dann fast vernachlässigt, das Engagement von Google ließ stark nach. Deshalb begann bereits vor Jahren bei den Gegnern der Plattform die Frotzelei, G+ werde sowieso bald eingestellt und hätte eh kaum Anwender. Zumindest Letzteres stimmte allerdings überhaupt nicht, auch wenn man Facebook nie auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Und viele der Anwender halten der Plattform die Treue bis zum letzten Tag.

    In alle Winde zerstreut

    Wenn man G+ in den letzten Monaten beobachtet hat, so reichen die Umzugspläne von einem lapidaren »Ich bin danach auf Facebook« bis zu Umzügen zu verteilten Plattformen wie Mastodon, Friendica oder Diaspora, je nach Gusto. Viel Zulauf, vor allem von Communities, erfuhr in letzter Zeit MeWe, eine Plattform, die bei der Darstellung und Funktionalität eher an Facebook als an G+ erinnert. Zudem steht dahinter ein US-Unternehmen.

    Potenzieller Nachfolger

    Leider etwas zu spät wurde die Plattform YouMe Social gegründet. Dahinter steht keine Firma, sondern ein G-Plusser der ersten Stunde aus Griechenland. Die Server des Projekts stehen in Deutschland, leider ist YouMe Social nicht dem Fediverse angeschlossen. Noch ist die Plattform im Aufbau und hat seit Januar rund 2. 000 Anwender versammelt. Vieles funktioniert noch etwas hakelig, es wird aber jeden Tag ein bisschen besser.

    Interessant ist eine Übersetzungsfunktion, die derzeit Beiträge ins Englische überträgt. Zudem finde ich, dass YouMe Social dem dem dahinscheidenden G+ am nächsten kommt. Ich habe dieses Blog dort auch angebunden, da mit MeWe überhaupt nicht zusagt.

  • Debian wählt erstmals ein DPL-Team

    Debian wählt erstmals ein DPL-Team

    Debian 10 »Buster«
    Vorschlag für Buster-Artwork

    Debian hat am Wochenende erstmals ein Debian-Project-Leader-Team (DPL) aus vier Entwicklern als Leitungsgremium bestimmt. Bisher wurde bei Debian immer nur eine Person zum DPL gewählt. Dieser konnte zwar Aufgaben delegieren, war aber dem Projekt gegenüber verantwortlich.

    Erst kein Kandidat…

    Während der ursprünglichen Nominierungsphase zu den alljährlich im Frühjahr abgehaltenen Wahlen zum DPL fand sich erstmals in der Projekthistorie nicht ein einziger Kandidat. Die Richtlinien sehen in einem solchen Fall vor, dass jeweils um eine Woche verlängert wird, bis zumindest ein Kandidat auf der Liste steht.

    …dann gleich fünf

    Zum Erstaunen vieler im Projekt meldeten sich in der Verlängerungswoche gleich fünf Entwickler, die das Amt für ein Jahr übernehmen wollten. Die Kandidaten sind Joerg Jaspert, Sam Hartman, Martin Michlmayr, Jonathan Carter und Simon Richter. Davon können zumindest die ersten drei als Schwergewichte in Debian gelten. Sie sind schon sehr lange im Projekt und haben ihm in mannigfaltigen Rollen gedient.

    Wahlkampf

    Nachdem die Kandidaten ihre Wahlplattformen bereits veröffentlicht hatten, zog sich Simon Richter aus persönlichen Gründen zurück. Die vier verbleibenden Anwärter verteidigten zunächst ihre Plattformen auf der Mailingliste und beantworteten die Fragen der Kollegen zu ihrer Kandidatur.

    Gute Ergänzung

    Nachdem dann die Kandidaten auch die teils umfangreichen Plattformen der Mitanwärter gelesen hatten, ergab sich die Erkenntnis, dass die vier recht unterschiedlichen Plattformen einander ideal ergänzen. Sind Michlmayr und Jaspert eher technisch und programmatisch ausgerichtet, so geht es Sam Hartman zum Beispiel mehr darum, den Spaß bei der Projektarbeit zu erhalten und die Diskussionskultur und den generellen Umgang miteinander zu verbessern. Er sieht sich dabei in der Rolle des Mediator.

    DPL-Team

    So kam es am Freitag zu der Entscheidung, dass man sich an einen kürzlich gemachten Vorschlag des ehemaligen DPL Lucas Nussbaum erinnerte und sich entschloss, gemeinsam als Team bei der am 31.März abgehaltenen Wahl anzutreten. Die Kürze der Bekanntgabe der Entscheidung ließ keine lange Diskussion zu, was aber nichts daran änderte, dass bei der Wahl von den 458 teilnehmenden Entwicklern 334 für den Vorschlag stimmten.

    Zwei Jahre im Amt

    Anders als bisher nimmt das gewählte Team den Posten für zwei Jahre ein, um die Effizienz eines solchen Teams besser beurteilen zu können. Gleich nach der Wahl stellte das DPL-Team auch bereits einen ersten brisanten Ansatz zur Lösung einiger der Probleme im Projekt vor.

    Bezahlte Entwickler?

    Aufgrund einer Spende von 300.000 US-Dollar, die das Projekt kürzlich von der Handshake Foundation erhielt, möchte das DPL-Team einen Teil dieser Summe dazu verwenden, um interne oder externe Entwickler zu bezahlen, um einige der Probleme der überalterten Infrastruktur Debians zu beheben.

    Dunc-Tank anyone?

    Die Brisanz dieses Vorschlags liegt darin, dass das Projekt vor 13 Jahren bereits einmal einen solchen Vorstoß unternahm, punktuell Entwickler für bestimmte Aufgaben zu bezahlen. Das heute noch unter dem Namen Dunc-Tank. Damals ging es darum, das Release-Team zu bezahlen um die Veröffentlichung von Debian GNU/Linux 4 »Etch« zu beschleunigen.

    Projekt gespalten

    Dunc-Tank wurde von vielen Entwicklern als Experiment befürwortet, von einer Minderheit aber vehement bekämpft, die der Meinung waren, Debian 4 solle veröffentlicht werden wenn es fertig sei. Eine Meinung, die sich später durchsetzen sollte und zum Mantra von Debian wurde. Der Protest reichte bis hin zu einer Parodie namens Dunc-Bank. Im Rahmen der Diskussion, die das Projekt bis zum Zerreißen anspannte, wurde unter anderem die Entfernung des damaligen DPL Anthony Towns, der Dunc-Tank erdacht hatte, aus dem Amt gefordert.

    Neuer Versuch?

    Die Bezahlung zweier Release-Manager führte allerdings nicht dazu, dass Debian 4 zum projektierten Termin fertig wurde. Das dauerte dann noch fast ein halbes Jahr länger. Nun soll das Experiment, die Entwicklung Freier Software mit Geld zu beschleunigen, nach 13 Jahren wiederholt werden, wenn es nach dem Willen des neuen DPL-Teams geht. Ob das diesmal gutgeht?

  • Screenshots mit Ksnip

    Ksnip Screenshots

    Screenshots gehören zum täglichen Arbeitsfluss vieler Anwender, sei es im beruflichen oder privaten Umfeld. Über die Jahre hat sich Shutter als mächtiges plattformübergreifendes Werkzeug bewährt.

    Shutter ist weg

    Shutter wurde allerdings zumindest aus Ubuntu 18.10 und Debian Unstable entfernt, da es veraltete Abhängigkeiten aufweist. Somit wird es auch im bald erwarteten Debian Buster nicht mehr verfügbar sein.

    Zwar haben die Desktop-Umgebungen unter Linux fast alle ihre eigenen Tools für Screenshots. Diese beschränken sich aber meist auf das reine Aufnehmen von Screenshots und lassen Editierfunktionen vermissen.

    Flameshot

    Vor fast einem Jahr habe ich hier Flameshot vorgestellt. Ich verwende es mit Vorliebe, weil es ein etwas anderes Konzept verwendet und auf ein festes Fenster völlig verzichtet. Flameshot wird ständig weiterentwickelt und erhält neue Funktionen, obwohl es bereits recht komplett ist. Lediglich bei den Editierfunktionen kann es noch zulegen.

    Ksnip

    Gemeinsam ist Flameshot und Ksnip, unserer heutigen Vorstellung, die Basis Qt, wie das K im Namen bereits vermuten lässt. KSnip ist für Linux, macOS und Windows verfügbar. Wie auch Flameshot beherrscht auch Ksnip bereits Screenshots unter Wayland-Sitzungen mit GNOME oder Plasma, wenn auch noch experimentell.

    Auch mit Wayland

    Diese Eigenschaft ist keinesfalls selbstverständlich, denn Wayland erfordert eine andere Herangehensweise, um so etwas Alltägliches wie einen Screenshot zu erstellen. Aus Sicherheitsgründen ist im Display-Protokoll Wayland selbst nur das Nötigste definiert. Dinge wie Screen-Sharing oder auch einfache Screenshots müssen extern gelöst werden und sind in diesem Fall über PipeWire realisiert worden.

    Auch für CLI

    Ksnip wird beständig weiterentwickelt, aktuell ist Version 1.5, die 1.6 kann bereits getestet werden. Eine nette Zugabe im Menü ist das nachträgliche Skalieren einer Aufnahme, ansonsten ist hier alles Standard. In die Cloud geht es per Imgur. Screenshots lassen sich ausdrucken oder als ps/pdf speichern. Auch auf der Kommandozeile lassen sich Screenshots erstellen.

    Im Fadenkreuz

    Wird ein rechteckiger Bereich für einen Screenshot gewählt, so wird das Aufziehen durch eine Lupe mit Fadenkreuz und durch am Mauszeiger klebende horizontale und vertikale Lineale erleichtert. Sobald die Aufnahme im Kasten ist, stehen ausgereifte Editierfunktionen zur Bearbeitung bereit. Dazu zählen Stift, Marker, Rechteck, Ellipse, Text und Zahl sowie ein Blur-Effekt zum Verwischen.

    Wer Shutter in seiner Distribution vermisst, findet nun neben Flameshot auch bei Ksnip ein geeignetes Werkzeug. Auf der GitHub-Seite stehen neben Paketen für Windows und macOS auch DEB- und RPM-Pakete für Linux sowie ein AppImage zum unverbindlichen Testen bereit.

  • Gentoo: GNOME ohne Systemd

    Lizenz: GPL

    Das Gentoo-Projekt gab in dieser Woche bekannt, dass es gelungen sei, GNOME 3.30 für alle Init-Systeme anzubieten und nicht nur für Systemd. Die im Testing-Zweig der Distribution verfügbare Umsetzung booted standardmäßig mit OpenRC anstatt Systemd.

    Elogind

    Dies wird durch das elogind-Projekt erreicht, eine eigenständige Logind-Implementierung auf Basis von Systemd-Code, die derzeit von einem Gentoo-Nutzer gepflegt wird. Es stellt die fehlenden Logind-Schnittstellen zur Verfügung, die GNOME derzeit benötigt, ohne dabei mit Systemd zu booten.

    Per USE-Flags auswählen

    Für eine einfachere GNOME-Installation richten die GNOME-Profile nun standardmäßige USE-Flags (PDF) mit elogind für OpenRC-Systeme ein, während die GNOME/Systemd-Profile weiterhin zur Verfügung stehen. Nach der Profilauswahl sollte die Installation per emerge gnome mit dem gewünschten Init-System gelingen.

    Noch nicht stabil

    Es wird erwartet, dass GNOME 3.32 bald auch im Testing-Zweig verfügbar sein wird. Innerhalb von 6 – 8 Wochen soll die neue Option dann auch für Anwender des stabilen Zweigs verfügbar sein. Fehler können in Gentoos Bugzilla gemeldet werden.

    Offenes Gentoo

    Gentoo war seit der Einführung von Systemd bemüht, Alternativen bereitzustellen. Nachdem Udev an Systemd angebunden wurde, forkten Gentoo-Entwickler das Paket zu eudev, das wie elogind unter anderem auch beim Debian-Derivat Devuan verwendet wird.

    Viel Auswahl

    Systemd ist zwar von allen großen Distributionen übernommen worden, ist aber auch Jahre nach der Einführung nicht unumstritten. Allerdings ist die Diskussion darüber heute meist sachlicher als etwa bei der Einführung von Systemd bei Debian. Damals hatten militante Trolle jeglicher Sachlichkeit den Garaus gemacht. Anwender, die Systemd auf ihren Rechnern nicht haben möchten, können auf eine mittlerweile stattliche Zahl an Distributionen ohne Systemd ausweichen.

  • Urheberechtsreform abgenickt – was nun?

    Urheberrechtsreform
    By: Maik MeidCC BY-SA 2.0

    In einem Akt der Ignoranz und mit dem Wohlergehen der Verlags- und Urheberrechts-Lobbies im Blick haben sich die Abgeordneten des EU-Parlaments gestern über die Willensbekundungen von 5 Millionen Petitions-Unterzeichnern, Hunderttausenden Demonstranten, den gesunden Menschenverstand und den Rat von Akademikern, Technologen und Menschenrechtsexperten hinweggesetzt und die Vorlage zur Urheberrechtsreform beschlossen.

    Aus 13 wird 17

    Was bedeutet das? Um zunächst der Verwirrung vorzubeugen: aus organisatorischen Gründen wird der umstrittene Artikel 13 künftig als Artikel 17 firmieren, ebenso wird Artikel 11 zu 15. Es werden also in näherer Zukunft vermutlich beide Bezeichnungen kursieren. Gemeint sind Artikel 11 und 13, in denen es in 11 um Leistungsschutzrecht und um die in 13 so diffus umschriebenen Uploadfilter geht.

    Nationales Recht

    Zunächst hat die Entscheidung noch keine Auswirkungen, sie muss erst in nationales Recht der Mitgliedsstaaten gegossen werden. Dazu haben die Länder Zeit bis 2021. Dabei hätte Deutschland die Möglichkeit, das Paket zu entschärfen. Aber das ist nicht zu erwarten, da unsere Politiker, egal ob lokal oder in Brüssel, sich ja nicht um ihr Geschwätz von gestern und um Koalitionsvereinbarungen geschert haben, sondern mal wieder das große Ganze zu unser aller Wohl im Blick hatten. Wer im letzten Satz Ironie entdeckt, darf sie behalten.

    Letzte Chance

    Es ist theoretisch möglich, dass der endgültige Text auf der Tagung des Europäischen Rates Ende dieses Monats nicht die Zustimmung einer Mehrheit der Mitgliedstaaten finden wird, aber dazu müsste mindestens ein Schlüsselland seine Meinung ändern. In der Debatte und bei der Reaktion der Bevölkerung waren Deutschland und Polen die beiden Länder mit den allermeisten Protesten gegen die Reform. Das eines der beiden Länder hier kippt, ist nicht gerade wahrscheinlich.

    Der endgültige Text der Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt (PDF) geheißenen Verfügung legt, wie bereits bekannt, in Artikel 17 fest, daß für Urheberrechtsverletzungen künftig nicht mehr der Verursacher, sondern der Provider haftet. Die müssen sich theoretisch vor dem Hochladen von geschützten Inhalten durch ihre Anwender beim Rechteinhaber eine Lizenz besorgen oder den Upload solcher Daten sperren.

    Nicht leistbar

    Praktisch ist Ersteres so gut wie unmöglich, Letzteres können nur große Unternehmen mit viel Geld oder großen Entwicklungsabteilungen leisten. Bisher werden solche Filter lediglich von Google und Facebook und eventuell ein oder zwei asiatischen Anbietern verwendet. Insgesamt sind die Formulierungen in Artikel 17 und der gesamten Verfügung im Gegensatz etwa zur DSGVO derart schwammig, dass Rechtsexperten nicht sehen, wie Gerichte mit Streitfällen umgehen können sollen. So sollen die Pflichten der Anbieter »im Lichte des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit« beurteilt werden. Hier muss nationale Ausprägung Klarheit schaffen, worin auch eine kleine Chance für Verbesserung liegt.

    Freie Software ausgenommen

    Artikel 17 definiert untrer anderem Ausnahmen für Zitate, Kritik, Rezensionen, Karikaturen und Parodien. Wie allerdings technische Vorrichtungen wie Uploadfilter hier Nuancen erkennen sollen bleibt unklar. Ausgenommen von den Pflichten des Artikel 17 sind laut FSFE auch Projekte im Bereich Freie Software: »Die Ausnahme von Entwicklungsplattformen für quelloffene Software in dieser Richtlinie ist entscheidend, um die Entwicklung Freier Software in Europa gesund, stabil und lebendig zu halten.«

    FSFE fordert freie Uploadfilter

    Das betrifft auch Plattformen wie GitHub, GitLab und andere, wo es im Vorfeld Befürchtungen gab, die freie Softwareentwicklung werde durch die Reform behindert. Die FSFE fordert nun, dass Monopole bei den Anbietern solcher Uploadfilter verhindert werden, indem »die Verbreitung von Uploadfiltern unter freien Software Lizenzen zu fördern [sei], auch durch finanzielle Unterstützung, beispielsweise im Rahmen der Forschungsprogramme Horizon2020 und Horizon Europe.

    Standortnachteil

    Negative Auswirkungen erwarten einige Wirtschaftsexperten bei der Gründung von Start-Ups. Hier gibt es zwar eine Ausnahmeregelung für Unternehmen, die jünger als drei Jahre sind, weniger als zehn Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften und weniger als fünf Millionen Nutzer pro Monat haben. Die Befürchtungen gehen aber davon aus, dass das für viele Gründer als Sicherheit nicht ausreicht. Wenn dies zutrifft, hat Europa sich damit einen Wettbewerbs- und Standortnachteil gegenüber den Platzhirschen aus Überseedir direkt ins Gesetz geschrieben.

    Klarheit in weiter Ferne

    Weitere Klarheit werden hier erst die nationalen Auslegungen bringen, die aber noch Jahre auf sich warten lassen werden. Die EU legt ihre gesetzten Fristen erfahrungsgemäß eher lasch aus, sodass bis 2021 bei Weitem nicht alle Länder die Vorlage in Gesetzesform gegossen haben werden. Erwartet wird, dass Frankreich und Deutschland hier Vorreiter sein werden und andere sich an deren Auslegung ausrichten.

    Abwählen? Ja bitte!

    Den Gegnern der Reform bleibt nun neben weiter anhaltender Meinungsbekundung nur, bei der Europawahl im Mai den Abgeordneten und deren Parteien, die sich über die Bedenken aus der Bevölkerung hinweggesetzt haben, ihre Stimme zu verweigern. Edward Snowden zeigte sich vom Ergebnis enttäuscht und rief per Twitter dazu auf, nicht für die Parteien zu stimmen, die der Urheberrechtsreform zugestimmt haben. Konkret erwähnte er die CDU/CSU.

  • Meltdown und Spectre: weiter verbreitet als gedacht

    Meltdown & Spectre im Embedded-Bereich
    Bild: Meltdown & Spectre | by Natascha Eibl | License: CC0

    Forscher der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) gaben in einer Pressemitteilung bekannt, dass Seitenkanalattacken weit mehr verbreitet sind als zunächst angenommen. Die 2018 entdeckten Sicherheitslücken in der Prozessorarchitektur von Intel, AMD und ARM sind laut einer Studie, die unter der Leitung von Professor Dr. Wolfgang Kunz an der TUK erstellt wurde, auch auf viel einfacher gestrickten Prozessoren im Embedded-Bereich zu finden.

    Studie vorgestellt

    Die Studie, (PDF) die Kunz zusammen mit Mohammad R. Fadiheh, und Dominik Stoffel sowie Kollegen der Stanford-Universität erarbeitet hat, wurde jetzt von Kunz, der an der TUK den Lehrstuhl für den Entwurf Informationstechnischer Systeme innehat, auf der Fachkonferenz »Design Automation and Test in Europe 2019« (DATE 2019) im italienischen Florenz vorgestellt.

    Nicht nur High-End-Prozessoren

    Demnach gibt es ähnliche Lücken auch bei Prozessoren, die eine einfachere Hardware-Architektur besitzen. Die Forscher entwickelten ein Angriffsszenario, dass sie Orc-Angriff nennen. »Dadurch ist es im Prinzip möglich, auch bei der Programmausführung auf einfachen Prozessoren, wie sie in vielen Anwendungen des täglichen Lebens weit verbreitet sind, vertrauliche Daten abzugreifen«, sagte Kunz dazu.

    Sicherheitskritische Bereiche

    Betroffen sind laut der Studie Chips in eingebetteten Umgebungen, die technische Systeme in den verschiedensten Anwendungsgebieten steuern. Das reicht von der Unterhaltungselektronik, der Medizintechnik, der Telekommunikation, der Gebäude- (Smart Home) oder der Produktionsautomatisierung (Smart Factory) bis hin zu sicherheitskritischen Bereichen wie dem Internet der Dinge und dem Autonomen Fahren.

    UPEC soll helfen

    Abhilfe soll ein neues Rechenverfahren bieten, dass die Wissenschaftler der TUK mit ihren amerikanischen Kollegen entwickelt haben. Es spürt solche Schwachstellen in der Hardware auf. Designer und Entwickler von Prozessoren könnten die »Unique Program Execution Checking« (UPEC) getaufte Methode künftig bereits nutzen, wenn sie an der Architektur künftiger Chips arbeiten.

    Wie viele Chips betroffen sind ist nicht bekannt und wird vermutlich ein Geheimnis der Hersteller bleiben, die sich jetzt mit UPEC selbst ein Bild von der Sicherheit ihrer verschaffen können.

  • Debian vor vielen Herausforderungen

    Debian vor vielen Herausforderungen

    Debian Probleme
    Bild: Debian | Quelle Mohd Sohail | Lizenz: CC BY-SA-2.0

    Die letzten Wochen haben an einigen Stellen gezeigt, dass sich das Debian-Projekt einer Reihe von schwierigen Herausforderungen gegenüber sieht. Dabei wird das Meistern dieser Probleme nicht einfacher dadurch, dass Debian eine demokratische Ausrichtung hat, beziehungsweise den Prinzipien einer Do-ocracy folgt, ohne dass jemand an der Spitze die Marschrichtung vorgibt.

    Veraltete Werkzeuge

    Zunächst kritisierte der Entwickler Michael Stapelberg, der mehr als zehn Jahre lang eine Reihe von Paketen innerhalb von Debian betreut hatte, das Projekt. In einem Blogeintrag, in dem er seinen Rückzug erklärte, mahnte er, Debians Werkzeuge seinen veraltet und nicht effektiv genug.

    Auch die Tatsache, dass sich in den ersten beiden Wochen der Wahlperiode kein Bewerber gemeldet hatte ist ein Novum. Dass sich dann in der Verlängerungswoche gleich fünf Kandidaten bereit erklärten, das stressige Ehrenamt zu übernehmen, lässt dagegen Hoffnung zu.

    Nachlassende Relevanz

    In seiner Plattform zur Wahl zum Debian Projekt Leader (DPL) kritisiert Langzeit-Debianer Martin Michlmayr das Projekt in ähnlicher Weise. Vor 10 – 15 Jahren sei Debian in einer existentiellen Krise gewesen, was seine Relevanz im Reigen der Linux-Distributionen angeht. Das sei zum einen durch die Einführung von Ubuntu, andererseits durch eine Abwanderung zu macOS bedingt gewesen.

    Wie vor 20 Jahren

    Michlmayr bestätigt Stapelbergs Analyse, sieht die Probleme aber als noch größer an. Die Open-Source-welt habe sich in den letzten 5 – 10 Jahren in vielerlei Hinsicht verändert. Trotzdem agiere Debian in weiten Teilen wie vor 20 Jahren.

    Kaum Innovation

    In dieser Zeit sei Debian ständiger Innovator gewesen und habe für die damalige Zeit aufregende Dinge wie Paketmanager und automatische Upgrades eingeführt und Pakete für mehr als 10 Architekturen bereit gestellt. Als einzige bedeutende Innovation der letzten Jahre bei Debian nennt Michlmayr reproduzierbare Builds. Diese lösten ein wichtiges Problem und die Idee habe sich über Debian hinaus auf die gesamte FOSS-Welt ausgebreitet.

    Nicht entscheidungsfreudig

    Das schreibt Michlmayr, der bereits in 2003 und 2004 das Amt des DPL innehatte, der Unfähigkeit des Projekts zu, in der schnelllebigen Zeit Entscheidungen zeitig zu treffen und umzusetzen. Projektmitglieder hätten Angst, weitreichende Änderungen auch nur vorzuschlagen, weil die oft toxische Diskussionskultur und die resultierenden Flamewars die Umsetzung von gefundenen Lösungen zu sehr erschweren. Michlmayr ist der Meinung, dass Debian im Laufe der Jahre eine Reihe von Anti-Verhaltensmustern entwickelt hat, von denen das Projekt weggehen muss.

    Probleme lösbar

    Dabei sei Debian in der Welt der Server, bei Containern und in der Cloud so relevant wie nie. Deshalb glaubt er, die Probleme seien lösbar und sieht die Rolle des DPL dabei als Vermittler, der Leute zusammenbringt. Joerg Jaspert, Mitbewerber und ebenfalls Debian-Urgestein, sieht das ähnlich, wenn er schreibt: »Die Aufgabe des DPL ist es nicht, technische Lösungen für die Probleme des Projekts zu finden, sondern anderen zu ermöglichen, Herausforderungen zu meistern.

    Die Wahlplattformen aller Kandiaten sind auf der Webseite zur Wahl des DPL einsehbar. Es bleibt zu hoffen, dass nach vielen Anregungen der letzten Zeit das Amt des DPL nicht länger als One-Man-Show begriffen wird, sondern ein Team die Aufgaben unter sich aufteilt und effektiv angeht.

  • ThinkPad-Akku kontrollieren

    Bild von Claudius Ellsel auf Pixabay

    Es ist bekannt dass Lithium-Ionen-Akkus ein längeres Leben haben, wenn sie nicht ständig ganz entleert oder voll geladen werden. Es ist sinnvoll, den Ladestand zwischen 20-30 und 70-80 Prozent zu halten. Bei ThinkPads mit Windows 10 bietet die Zusatzsoftware Lenovo Vantage Zugriff auf die Einstellungen.

    Linux lange im Nachteil

    Für Linux war lange Jahre Handarbeit angesagt. Zudem musste man bei jedem neuen ThinkPad-Modell erneut im ThinkWiki recherchieren, wie eine eventuell geänderte Firmware die Optionen handhabt. Es mussten ein oder zwei Kernelmodule installiert und dann die gewünschten Werte in virtuelle Dateien unter /sys/devices/platform/smapi eingetragen werden.

    TLP samt GUI

    Mittlerweile bietet die Software Linux Advanced Power Management (TLP) unter vielen anderen nützlichen Einträgen auch einen Abschnitt für den Akku, in dem diese Einstellungen vorgenommen werden können. TLP ist für die Kommandozeile entwickelt worden, allerdings gibt bereits seit Jahren die grafische Oberfläche TLPUI, um diese und andere Einstellungen auch grafisch vornehmen zu können.

    Schnell installiert

    Dazu wird der Code von GitHub gecloned oder als Zip heruntergeladen und entpackt. Als Abhängigkeiten erwartet die Software TLP, Python 3 und die GTK3-Bibliotheken. Dann wird aus dem Ordner TLPUI heraus der Befehl python3 -m tlpui aufgerufen.

    TLPUI bereitet die Funktionen von TLP grafisch auf

    Kernel-Module benötigt

    Der entsprechende Abschnitt ThinkPad Battery erläutert, dass eins von zwei Kernel-Modulen erforderlich ist, damit die Einstellungen greifen. Dabei handelt es sich um die beiden gleichen Module tp-smapi-dkms und acpi-call-dkms, die man auch früher schon installieren musste, um die Funktion händisch einzurichten. Beide Module stehen unter den großen Distributionen zur Installation bereit.

    Funktioniert tadellos

    Da TLP nicht bestimmen kann, welches Modul bei welchem Modell benötigt wird, ergibt es Sinn, beide zu installieren. Nachdem die Einstellungen für den Akku vorgenommen wurden, nicht vergessen, diese im Menü unter Datei zu speichern. Bei mir funktioniert das mit den Modellen E580 und T540p problemlos.

  • Edward Snowden ruft zum Protest gegen Artikel 13 auf

    Dominic Kis, Initiator Change.org-Petition | Bild: Change.org

    Whistleblower Edward Snowden hat heute auf Twitter dazu aufgerufen, am Wochenende an den Demonstrationen gegen die EU-Urheberrechtsreform teilzunehmen und die Change.org-Petition zur Rettung des Internets zu unterstützen.

    Wikipedia abgeschaltet

    Gestern unterstützte Wikimedia Deutschland mit einem Black-Out der deutschen Ausgabe der Wikipedia den Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform und die Artikel 11 und 13. Wikipedia selbst ist von der geplanten Reform als nicht-kommerzielle Online-Enzyklopädie ausgenommen. Das gilt aber beispielsweise nicht für die Wikimedia Commons.

    Breite Ablehnung

    Wikipedia verwies auf die breite gesellschaftliche Opposition gegen die geplante Urheberrechtsreform, die neben der Change.org-Petition mit derzeit mehr als 5 Millionen Unterstützern auch von 145 Bürger- und Menschenrechtsorganisationen, Wirtschafts- und IT-Verbänden, Internet-Pionieren, sowie von Journalistenverbänden und Kreativen getragen wird.

    Letzte Chance

    Für den 23. März sind insgesamt über 100 Demonstrationen in Deutschland, Luxemburg, Österreich, Schweden, Tschechien, Finnland, Estland, den Niederlanden, der Schweiz, Rumänien, Slowenien, Portugal, Griechenland, Schottland und Zypern angemeldet. In Deutschland finden Demos in Berlin, Potsdam, Chemnitz, Magdeburg, Osnabrück und Münster statt.

    Es werden die letzten großen Kundgebungen vor der Entscheidung über die Vorlage der EU-Urheberrechtsreform sein, über die in der Zeit vom 25. bis 28. März im EU-Parlament abgestimmt werden soll.

    Artikel 11 und 13 im Fokus

    Die Proteste richten sich dabei in erster Linie gegen die umstrittenen Artikel 11 und 13. Artikel 11 führt ein neues Leistungsschutzrecht ein wogegen Artikel 13 viele Plattformen verpflichtet, alle von Anwendern hochgeladenen Inhalte durch Uploadfilter auf Verstöße gegen das Urheberrecht prüfen zu lassen.

    Untreu und ahnungslos

    Im Koalitionsvertrag der großen Koalition heißt es sinngemäß, man lehne Uploadfilter als unverhältnismäßig ab. Die deutsche Delegation in der EU-Zentrale in Brüssel, allen voran der oft völlig ahnungslose wirkende CDU-Abgeordnete Axel Voss schert sich darum nicht im Geringsten und forciert die Annahme der Vorlage.