Autor: sla

  • Pläne für Thunderbird 2019

    Thunderbird 2019
    Logo: Mozilla Lizenz: CC BY-SA 3.0

    Die Mozilla Foundation klärt in ihrem Blog über die Pläne für dem Mail-Client Thunderbird für das neue Jahr auf. Demnach soll zum Jahresbeginn die Zahl der voll beschäftigten Mitarbeiter von 8 auf 14 erhöht werden. Weiterhin steht, analog zu Firefox, die Umstellung auf eine Multi-Prozess-Architektur auf dem Plan.

    Spendenaufkommen gestiegen

    Die Aufstockung der festen Mitarbeiter um gleich sechs Köpfe wird durch das gestiegene Spendenaufkommen ermöglicht, wobei Individualspenden den Löwenanteil ausmachen. Die neuen Mitarbeiter werden überwiegend an der Codebasis arbeiten. Jeweils einer der Neuankömmlinge wird sich aber speziell um das Oberflächendesign und um den Schutz der Privatsphäre der Anwender kümmern.

    Multi-Prozess-Architektur

    Durch die Arbeit an der Umstellung auf eine Multi-Prozess-Architektur versprechen sich die Entwickler eine verbesserte Performance des beliebten Mail-Clients. Dazu müssen Teile der Codebasis neu geschrieben werden. Darüber hinaus soll an mehreren Stellen die Integration verbessert werden. Das soll unter anderem Google Mail betreffen. So sollen GMail-Label sowie weitere spezielle Features von GMail in Thunderbird unterstützt werden.

    Auch das Benachrichtigungssystem soll aufgewertet werden, indem die Integration mit dem System des jeweiligen Betriebssystems verbessert wird. Dadurch soll der Anwender ein natürlicheres Erlebnis erfahren, gleichzeitig wird die Handhabung seitens Thunderbird vereinfacht.

    Verschlüsselung vereinfachen

    Die Benutzerschnittstelle in Sachen Verschlüsselung soll 2019 ebenfalls überholt werden. Damit soll eine dringend benötigte Vereinfachung herbeigeführt werden, die mehr Anwender befähigt, E-Mails auf einfache Art zu unterschreiben oder zu verschlüsseln. Auch die Einstellungsdialoge sollen vereinfacht und besser überschaubar werden.

    Viel zu tun

    Das wird vermutlich nicht alles in einem Jahr zu schaffen sein, jedoch soll gleich zu Jahresbeginn mit der Umsetzung an allen Brennpunkten begonnen werden. Derzeit aktuell ist der im August 2018 veröffentlichte Thunderbird 60. Da sich Thunderbird für seine Veröffentlichungen locker an Firefox ESR anlehnt, steht das nächste Release in Form von Thunderbird 68 im Juli 2019 an. Wer Thunderbird finanziell unterstützen möchte, kann dies auf der Spenden-Webseite von Mozilla tun.

  • Alles Gute für 2019

    Ich wünsche Euch allen und natürlich Linux ein erfolgreiches Jahr 2019, aber zunächst einmal einen guten Rutsch. Und danke für Euer Interesse an meinem Blog.

  • Bedrock: der Linux-Fels

    Photo by Austin Schmid on Unsplash

    Mitte Dezember erschien mit Bedrock Linux 0.7 »Poki« eine neue Version einer Linux-Distribution, die unter dem Motto »Eine, sie alle zu knechten« stehen könnte. Bedrock Linux ist kein Linux-Mainstream, blüht eher im Verborgenen, neue Hauptversionen gibt es nur alle paar Jahre.

    Kaum Grenzen

    Bedrock Linux bildet eine Basis, auf der Elemente aus fast beliebigen anderen Distributionen unterschiedlicher Architekturen, Paket- und Init-Systemen nativ und transparent im gleichen Dateisystem eingebunden werden können.

    Als Beispiel lässt sich so auf der Basis von Bedrock ein Debian-Grundsystem installieren, dass dann mit Komponenten aus Arch Linux erweitert wird, um von dort aktuellere Software inklusive dem AUR zu nutzen. Ferner könnte Gentoos Portage eingebunden werden, um bestimmte Pakete automatisiert aus den Quellen zu bauen. Der Phantasie sind hier wenig Grenzen gesetzt.

    Wilde Mischung

    Init-Systeme wie SysVinit, Upstart, Runit oder Systemd können ebenso friedlich nebeneinander laufen wie 32- und 64-Bit-Systeme in der gleichen Partition. Alle installierten Distributionen und deren Anwendungen werden so eingebunden, dass sie annehmen an, in Ihrem nativen Betriebssystem zu agieren. Dabei bindet Bedrock das Home in alle installierten Distributionen ein, sodass jederzeit identischen Daten vorliegen.

    Vereinfacht betrachtet bedient sich Bedrock dazu bewährter Unix-Prinzipien. Changed Roots (Chroots) und Bind-Mounts ermöglichen einen Großteil der Magie des Systems. Chroots lassen sich irgendwo zwischen Containern und herkömmlicher Virtualisierung verorten. Der größte Unterschied besteht darin, dass Changed Roots durchlässig agieren, während Container eher separieren. Mittels Bind-Mount erlaubt dann das System innerhalb des Chroots gestarteten Anwendungen, mit Dateien außerhalb der Chroot-Umgebung zu interagieren.

    Nicht immer alltagstauglich

    Aus dem bisher Gesagten sollte klar sein, dass Bedrock Linux für die wenigsten Anwender zum täglich produktiv genutzten Linux-System taugt. Für die kleine Entwicklerschar ist es eine konsequent weiterentwickelte Fingerübung und als solche sollte es zunächst auch der interessierte Anwender betrachten.

    Bedrock Linux ist auch nicht in wenigen Minuten installiert. Der experimentierfreudige User sollte sich Zeit nehmen, die Dokumentation und die FAQ zu studieren, um das Prinzip von Bedrock in den technischen Einzelheiten zu verstehen. Die Installation des Grundsystems und die Ausgestaltung mit den gewünschten Komponenten aus anderen Distributionen verschlingt nochmals einige Stunden. Einige Instruktionen für die Installation verschiedener Distributionen in Bedrock finden sich auf der Webseite des Projekts.

    Guter Lerneffekt

    Die gesamte Dokumentation ist auf Englisch verfasst und recht anspruchsvoll. Einen Überblick auf Deutsch bietet ein Artikel aus meiner Feder im LinuxUser 04/2016. Wer gerne mit Linux experimentiert ist hier, ähnlich wie bei Linux from Scratch (LFS), gut bedient. Der Lerneffekt der internen Abläufe und Zusammenhänge bei Linux ist den Aufwand alle Male wert.

  • Linux 2018 – das Jahr im Rückblick

    Photo by Ian Parker on Unsplash

    Das Jahr 2018 war angeblich wieder nicht das Jahr des Desktops für Linux. Aber wen schert das wirklich? Wer Linux benutzen will, der tut es eben. Linux ist genauso fragmentiert wie eh und je – die einen sehen das als Vorteil, was die anderen als erfolgsverhindernd betrachten. Ich bin zufrieden, so wie es ist.

    Langweilig war 2018 für Linux jedenfalls nicht. Das Jahr begann mit einem Paukenschlag. Alle Intel-Prozessoren der letzten Jahre und zum Teil auch CPUs von AMD und ARM wiesen eklatante Sicherheitslücken auf. Gut ausgerüstete Angreifer konnten unter anderem durch eine Lücke bei der spekulativen Ausführung persönliche Daten auslesen.

    Meltdown und Spectre

    Die Lücken wurden schnell unter den Namen Meltdown & Spectre bekannt. Über das Jahr wurden viele weitere Lücken meist gleichen Ursprungs gefunden. Ein Teil davon betraf nur CPUs mit Hyper Threading (HT). Intel hat sich zunächst nicht mit Ruhm bekleckert wenn es darum ging, die Kunden über die Gefahren aufzuklären. Das besserte sich erst nach anhaltend schlechten Kritiken in der Presse.

    Im Moment gibt es eine Menge sehr überarbeiteter, mürrischer, schlafloser und einfach nur angepisster Kernel-Entwickler, die so hart wie möglich daran arbeiten, diese Probleme zu lösen, die sie selbst überhaupt nicht verursacht haben.« Greg Kroah-Hartman, 7.1.2018

    Die Kernel-Entwickler legten etliche Sonderschichten ein, um das Problem einzudämmen und erste Patches mit den Kerneln 4.15 und 4.16 auszuliefern. Heimanwender haben von den Lücken kaum etwas zu befürchten, leiden aber ebenfalls unter einer Verlangsamung von Prozessen durch einige der Patches, die bei Virtuellen Maschinen bis zu 50 Prozent betragen können.

    Es wird noch eine Weile dauern, bis im Silizium bereinigte CPUs flächendeckend zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen sich viele von uns auch an die eigene Nase fassen, denn die Prämisse von »schneller, höher, weiter« führte bei ständiger Verringerung des Effekts von Moores Law zu immer waghalsigeren Methoden, der nächsten CPU-Generation noch mehr Geschwindigkeit abzuringen. Mittlerweile schalten Heimanwender und Profis HT vielfach ab und verzichten auf die Patches, die zu viel Performance kosten.

    Photo by Eamonn Maguire on Unsplash

    Linux-Smartphone Librem 5

    Das ganze Jahr über beschäftigte uns auch die Entwicklung des von Purism entwickelten Linux-Smartphones Librem 5, dass wir hoffen, im April 2019 in Händen halten zu können. Nach einer erfolgreichen Schwarmfinanzierung 2017 startete die Entwicklung 2018 durch. So erschien Mitte Januar bereits der erste Statusbericht. Doch ohne unken zu wollen: Da gerade erst nach einigen Verspätungen die Dev-Boards verschickt werden, wird sich vermutlich der Markteintritt des Librem 5 nochmals etwas verschieben. Aber besser ordentlich als pünktlich.

    Blue and Red: IBM übernimmt Red Hat

    Ebenfalls im Januar verstärkte Red Hat seine Präsenz im Bereich Hybrid- und Multicloud, indem es CoreOS aufkaufte. Die Aufgabe der Integration oblag dann Fedora, das im Juni Fedora CoreOS veröffentlichte. Ob Red Hat damals bereits von der bevorstehenden Akquisition durch IBM wusste, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Diese stellte im Oktober mit 34 Milliarden US-Dollar die Übernahme des Jahres dar. Die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sieht vor, dass Red Hat unabhängig unter dem Dach von IBM weitermacht, wie bisher. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.

    Weitere gute Nachrichten des Januar betrafen das Linux Journal, die erste gedruckte Publikation, die sich ausschließlich mit Linux befasste. Eigentlich bereits verloren geglaubt, konnte die Publikation doch noch gerettet werden. Zudem wurde die freie Skype-Alternative Nextcloud Talk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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  • ExTix: Linux aus Schweden

    Bild: C.A. Exton

    Der umtriebige schwedische Linux-Enthusiast C.A. Exton, der bereits seit 2011 eine Vielzahl an Distributionen erstellt, hat die neue Version seiner Distribution ExTix freigegeben. ExTix wird immer nach dem Motto »Darf es etwas mehr sein?« entwickelt. So bietet eine der neuen Varianten von ExTix 19.1 sowohl KDE 4.17 als auch Kodi 18 als Oberflächen aus.

    Aktuelles neben Bewährtem

    ExTix 19.1 Build 181228 setzt bereits auf Kernel 4.20 und bedient sich ansonsten bei Debian 9.6 und Ubuntu 18.04.1 LTS »Bionic Beaver«. KDE-Software ist in Form von Plasma 5.12.7, Frameworks 5.44.0 sowie Applications 4.17 vertreten und setzt somit auf den Langzeitsupport von Plasma 5.12 LTS.

    Mehrwert

    Soweit, so gut. Exton wäre nicht Exton, wenn er nicht zusätzlichen Nutzen in seine Images packen würde. So ist Kodi 18 »Leia« ebenso integriert wie die Refrakta Tools, mit dem sich aus der Live-Version von ExTix kinderleicht ein selbst gestaltetes, boot- und installierbares Ubuntu generieren lässt. Zudem erlauben die Images die Erstellung von persistenten USB-Sticks.

    Rasend schnell

    Des Weiteren lässt sich das Live-Image beim Boot ins RAM laden, vorausgesetzt, es sind mindestens zwei GByte davon vorhanden. Ist das Image vollständig geladen, lässt sich der USB-Stick abnehmen oder die DVD entfernen. Zudem ist die Ausführung aus dem RAM um einiges schneller als von einem externen Medium.

    Zwei Installer

    Neu seit der vorigen Ausgabe von ExTix ist die Verwendung des Calamares-Installer-Frameworks anstelle von Ubuntus Installer Ubiquity. Calamares arbeitet hier nur mit UEFI zusammen. Um ExTix mit einem herkömmlichen BIOS zu installieren, muss der Refracta-Installer genutzt werden und das Paket grub-efi-amd64 gegen grub-pc ausgetauscht werden.

    Dazugekommen

    Neu ist auch Network-Manager, der Wicked bei der Netzwerkverwaltung ersetzt. Der Browser Chrome fällt weg, da Firefox jetzt Netflix fehlerfrei wiedergeben kann. Auch bei Kodi hat Exton unter anderem das Netflix-Addon vorinstalliert. Hinzugekommen ist der Web-Editor Blue Griffon.

    Viele Varianten

    Alle ExTix-Varianten der letzten Jahre sind auf der Webseite der schwedischen Linux Society zu finden. Neben den aktuellen Varianten sind dort unter anderem Images auf der Basis von OpenSUSE, Gentoo, Arch, Slackware und für den RaspBerry Pi zu finden.

    Die Passwörter für die Live-Medien lauten root und live. Extons angepasste Versionen von Android Oreo, Nougat, Marshmallow, Lollipop and KitKat finden sich auf den Webseiten AndEX und auf RaspEX.

  • MX-18 »Continuum« veröffentlicht

    An den Feiertagen oder zwischen den Jahren bleibt oft Zeit, sich neue oder aktualisierte Distributionen anzuschauen. Etwas abseits vom Linux-Mainstream wurde gerade MX-18 »Continuum« veröffentlicht.

    Gelungene Kooperation

    MX Linux ist eine Kooperation zwischen der Distribution antiX und der ehemaligen MEPIS-Community. Es ist ein Betriebssystem, das entwickelt wurde, um mit Xfce als Desktop Eleganz und Effizienz mit einfacher Konfiguration und hoher Stabilität zu verbinden.

    Stabile Basis

    MX-18 basiert auf dem aktuellen Debian 9.6 »Stretch« und Kernel 4.19.5. MX Linux gehört zudem zu den Distributionen, die auf Systemd verzichten und weiterhin auf SysVinit setzen. Mit seiner Debian-Grundlage und einem relativ geringen Speicherverbrauch von unter 400 MByte gleich nach dem Start bietet MX eine zuverlässige Basis sowohl für ältere als auch für moderne Hardware.

    Auch für 32-Bit

    Die Distribution liegt in zwei jeweils rund 1,5 GByte großen Varianten für 32- und 64-Bit-Rechner vor, wobei die 32-Bit-Version einen PAE-Kernel mitbringt. PAE steht für Physical Address Extension und erlaubt 32-Bit-Hardware, mehr als die nominellen 4 GByte an Speicher zu adressieren.

    Monatliche Snapshots

    Die MX-Entwickler bringen die Images während eines Veröffentlichungszyklus monatlich als Snapshots jeweils auf den aktuellen Stand. Für komfortables Arbeiten empfiehlt das Projekt eine i686-CPU, 1 GByte Arbeitsspeicher und mindestens 10 GByte freien Platz auf der Festplatte oder dem USB-Stick. Zum Erstellen eines bootbaren und auf Wunsch auch persistenten USB-Sticks bringt MX das Tool »MX Live USB Maker« mit, für das Aufbereiten eines Speichersticks unter Windows empfehlen die Entwickler Rufus.

    MX-18 ist ein weiteres Release eines engagierten Teams, das Linux auch weiterhin für ältere Rechner anbietet. Die aktuellen Images sind auf SourceForge oder einem der Spiegelserver der Distribution zu finden. Ich hatte mich MX bereits 2016 in einem Artikel für den LinuxUser gewidmet, der mittlerweile frei verfügbar ist.

  • Linux 4.20 unterm Weihnachtsbaum

    Linux 4.20
    Photo by Aaron Burden on Unsplash

    Am gestrigen Sonntag hat Linus Torvalds Linux 4.20 freigegeben. Der neue Kernel wuchs um über 350.000 neue Zeilen, die sich auf rund 14.000 Änderungen verteilen. Es wurden mehr als 11.400 Dateien geändert. Damit liegt die neue Ausgabe im Trend der letzten Veröffentlichungen. Auch die Verteilung der Patches ist nicht ungewöhnlich, rund zwei Drittel entfallen auf Treiber, der Rest auf Netzwerk, Dateisysteme und Werkzeuge.

    Grafiktreiber

    An prominenter Stelle bei den Änderungen zu Treibern für Linux 4.20 ist AMD zu nennen. Die Entwickler des Grafikkartenherstellers fügten weiteren Code für die demnächst auf neuen Karten ausgelieferte AMD Vega 20 GPU bei, die damit fast komplett unterstützt ist. Darüber hinaus werden nun auch die GPUs mit den Codenamen Raven 2 und Picasso unterstützt. Der freie Nvidia-Treiber Nouveau erhielt initiale Unterstützung für HDMI 2.0.

    Dateisysteme

    Bei den Dateisystemen standen Verbesserungen der Leistung von Btrfs im Vordergrund. Aber auch Ext4, XFS, F2FS, Device Mapper und Ceph erhielten Patches. Im Verlauf der Entwicklung zu Linux 4.20 standen die Entwickler auch vor der Aufgabe, ein Problem zu lösen, dass unter bestimmten Bedingungen bei Verwendung von Ext4 zu Datenverlusten führen konnte. Im Endeffekt war aber nicht das weit verbreitete Dateisystem schuld, der Fehler wurde nach langer Suche im Multi-Queue-Block-Layer Blk-MQ  aufgespürt.

    Um so wichtiger ist es, dass bei den Blocktreibern die Umstellung auf eine neue Version vorbereitet wird, die alte wird vermutlich bereits mit 4.21 entfernt. Im Rahmen dessen wurden zahlreiche Blocktreiber auf das Multiqueue-API umgestellt.

    Speck ist weg

    Der umstrittene, erst kürzlich mit Linux 4.17 in den Kernel aufgenommene Verschlüsselungsalgorithmus Speck wurde in Linux 4.20 wieder entfernt. Google entzog dem eigentlich für Android vorgesehenen Code das Vertrauen. Das lag nicht an der Technik – Speck ist ungebrochen – sondern an seiner Herkunft, denn der Algorithmus wurde von der NSA entwickelt. Die ISO-Standardisierung wurde Speck verweigert, da die NSA nicht bereit war, detaillierte Fragen zu dem Algorithmus zu beantworten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    Ferner liefen…

    Weiterhin wurde die Virtualisierung mit KVM verbessert, die nun auch in einer VM via Nested Virtualization weitere VMs erlaubt. Unterstützung gibt es auch für das Raspberry Pi Compute Module 3. Der TCP-Stack liefert Pakete künftig mit einem neuen Algorithmus aus, der nicht nur schneller, sondern auch sicherer sein soll.

    Viele Beobachter hatten erwartet, dass der neue Kernel analog zu dem Wechsel auf 4.0 nach 3.19 nun 5.0 heißen würde. Da sich Torvalds aber nicht auf ein Schema festlegen lassen will, hieß es, Linux 5.0 werde in 2019 kommen. Zunächst ist jedoch das Merge-Window für Einreichungen zu 4.21 eröffnet.

  • Ohne Systemd

    Es soll ja Linuxer geben, die etwas gegen Systemd haben. Ich gehöre nicht dazu, aber mir lief kürzlich eine Liste von 78 Distributionen über den Weg, die Systemd auf die ein oder andere Art vermeiden. Das es davon so viele gibt, hätte ich nicht gedacht.

  • Sailfish X trifft Sony Xperia XA2 Plus

    Sailfish X trifft Sony Xperia XA2 Plus

    Im Frühjahr 2018 kündigte Jolla, der finnische Hersteller des mobilen Betriebssystems Sailfish OS, an, weitere Geräte aus dem Open-Device-Programm von Sony zu unterstützen. Der Launch von Sailfish X für die XA2  Reihe war für den 8. November angekündigt, diesen Termin konnte der Hersteller auch einhalten. Allerdings nur in einer kostenlosen Trial-Version basierend auf Sailfish 3, ohne Android- und MS Exchange Support sowie fehlender vorausschauender Texterkennung.

    Gut dokumentiert

    Da ich nicht mehr länger warten wollte, machte ich mich daran, Sailfish X auf meinem Sony XA2 Plus zu installieren. Zusätzlich zur Installationsanleitung auf der Jolla Webseite empfiehlt es sich als Vorbereitung noch, die Anleitung auf der Sony Seite zur Entsperrung des Bootloaders heranzuziehen.

    Schnell installiert

    Weiterhin werden noch ein paar Tools benötigt. Fastboot und Android Platform Tools sind schnell aus den Repositories gängiger Distributionen installiert. Bei Debian-basierten Distributionen genügt hierzu der Befehl # apt install android-tools-adb.

    Sailfish X
    Bootloader freischalten

    Bootloader freischalten

    Die Schritte auf dem Telefon zum Aktivieren des Entwickler- und des USB-Debugging-Modus sowie der Einstellung zum Freischalten des Bootloaders sind einfach nachzuvollziehen und in der Sony Anleitung bis auf einen Punkt gut beschrieben. Im Kapitel zum Generieren des Unlock-Codes fehlt ein Hinweis, welcher IMEI-Code bei einem Dual SIM Gerät angeben werden muss (der Tastaturcode auf dem Gerät gibt neben zwei IMEI Codes auch zwei Erweiterungen aus).

    Ich habe den Code des ersten SIM Slots verwendet, dabei muss mir auch ein Fehler unterlaufen sein, denn der erste Freischaltversuch funktionierte nicht und der Fastboot- Befehl zum OEM-Unlock wurde nicht eindeutig quittiert.

    Die Spannung steigt

    Mit einem zweiten neu erzeugten Code funktionierte es dann problemlos. Die Installation des OS war dann spannend, denn ein neues Gerät mit ordentlichem Wert seines ausgelieferten Betriebssystems zu berauben und das ohne Garantie auf Erfolg, ließ mich doch nicht ganz kalt.

    Kleinere Wartezeiten bei der Ausführung und ein Screen voller kryptischer Zeichen beim ersten Booten reduzierten die Anspannung nicht. Seitdem bootet das aus meiner Sicht sehr stilvolle OS aber klaglos und versieht flüssig seinen Dienst.

    Schnelle Eingewöhnung

    Mit der auf Wischgesten basierenden Bedienung kam ich nach einem Tag Eingewöhnung gut zurecht. Der App-Store ist immer noch sehr übersichtlich, sodass die Android Unterstützung doch sehr fehlt. Übrigens habe ich bei Jolla gelesen, dass mit der kommerziellen Version die Android Unterstützung von 4.4 auf 8.1 angehoben werden soll.

    Sailfish X
    Experiment geglückt

    Nicht ganz wunschlos glücklich

    Nach zwei Wochen Einsatz zeigte sich, dass die Primärfunktion, das Telefonieren auf diesem Gerät nicht ohne Tücken ist, hin und wieder mangelnde Verbindungsqualität (mittlerweile im D1 Netz) und ungewollte Aktionen führe ich auf die Software zurück. Mein wichtigster Wunsch für eine native App wäre ein Threema-Client ohne Google-Cloud-Messaging. Notgedrungen bin ich auf SailorGram 0.9 Alpha Fork ausgewichen, was aber aus den Open Repros installiert werden muss!

    Erstaunlich gut funktioniert auch der Browser, wenn auch YouTube-Videos nicht die ganze Displaygröße verwenden und Amazon Prime Video und Netflix bis zur Android-Unterstützung außen vorbleiben.

    Die Herstellung von Bluetooth-Verbindungen war nicht immer erfolgreich, meine Autofreisprecheinrichtung ließ sich vom Telefon aus noch recht einfach herstellen, ein JBL Flip 4 Lautsprecher wollte sich aber einfach nicht mit dem Gerät verbinden.

    Sailfish bleibt

    Trotzdem rechne ich nicht damit, in nächster Zeit zu Android oder iOS zurückzukehren, denn das recht ausgereifte Sailfish-Betriebssystem gefällt mir trotz einiger kleiner Unstimmigkeiten richtig gut.