Autor: sla

  • Mozilla: WebRender erreicht Beta-Status

    WebRender erreicht Beta-Status
    Bild: Mozilla

    WebRender ist eine neue Render-Engine, die Mozilla bereits seit einigen Jahren im Rahmen des Projekts Quantum Render entwickelt. Sie ist Teil der Next-Gen-Engine Servo und soll künftig den Compositor ersetzen, den Gecko derzeit in Firefox nutzt. Jetzt gab Mozilla bekannt, die neue Engine habe Beta-Status erreicht. Bereits im Juli wurde sie in der Firefox Nightly 63 für einen Teil der Anwender von Windows 10 mit Nvidia-Grafikkarten auf Desktop-Rechnern im Rahmen einer Studie freigeschaltet.

    Was macht WebRender?

    Mit dem in Rust programmierten WebRender verlagert sich der Prozess des Aufbaus und der Darstellung wechselnder Elemente einer geladenen Webseite von der traditionell dafür benutzten CPU stärker auf die Grafikeinheit. Die GPU wird dabei ähnlich einer 3D-Game-Engine benutzt, allerdings optimiert für Webseiten-Rendering. Dabei geht es nicht hauptsächlich darum, Webseiten schneller zu rendern, sondern mit besseren Frameraten, unabhängig von der Größe des Displays.

    Nicht mehr in diesem Jahr

    Noch werden einige Firefox-Versionen kommen und gehen, bevor die neue Engine zum Standard wird. Wer nicht so lange warten will, kann WebRender in den aktuellen Nightlies freischalten. Dazu wird in about:config der Schalter gfx.webrender.all aktiviert und Firefox neu gestartet. Der Erfolg lässt sich in about:support überprüfen, wo im Erfolgsfall im Abschnitt Graphics ziemlich am Ende WebRender: Force enabled by pref steht.

    Benchmarks sehen Chrome vorne

    Auf Phoronix gibt es bereits erste Benchmarks mit und ohne WebRender bei Firefox und im Vergleich mit Chrome. Diese sind mit Vorbehalt zu betrachten, da die Engine noch Beta-Status hat und es dabei nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um Geschmeidigkeit beim Aufbau von Seiten geht. Zudem sind dies synthetische Benchnmarks, die nicht immer die gefühlte Wirklichkeit abbilden. Die Relevanz des doch gewaltigen Vorsprungs von Chrome wird sich somit erst in einigen Monaten erweisen, wenn WebRender stabil in Firefox integriert ist.

  • Pine64 plant günstiges Linux-Phone

    PinePhone
    Bild: Plasma Mobile | Quelle: S. Kügler

     

    Auf dem Open Source Summit Europe 2018 in Edinburgh verkündete KDE-Entwickler Jonathan Riddell  in dieser Woche, Computerhersteller Pine64 plane ein günstiges Linux-Smartphone sowie ein Tablet mit KDEs Plasma Mobile als Betriebssystem. Die beiden Newcomer hören auf die Namen PinePhone und PineTab.

    Pine64

    Pine64 erlangte vor drei Jahren Bekanntheit durch den gleichnamigen Einplatinenrechner, dem 2016 das PineBook folgte, einem für 89 bzw. 99 US-Dollar verkauften Notebook auf Basis der Pine64-Platine in 11- oder 14-Zoll. In etwa der gleichen Preisklasse soll auch das PinePhone liegen, das mit 2 GByte RAM und 16 GByte internem Speicher ausgestattet sein soll.

    Dev-Kit im November

    Weitere technische Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Bereits ab dem 1. November sollen allerdings ausgewählte Entwickler ein kostenfreies Developer-Kit erhalten. Das Kit soll das Baseboard, ein SOPine-Modul,  ein 7-Zoll Touchscreen-Display, eine Kamera, ein Modul für WLAN/Bluetooth, ein Gehäuse, einen Akku und ein  LTE-Cat-4-USB-Dongle enthalten.

    Der Zeitplan sieht vor, dass die Entwicklung des PinePhone mit KDEs mobiler Plattform Plasma Mobile im zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein soll. Wann die Geräte ausgeliefert werden sollen ist noch nicht genauer bekannt.

    Spielzeug oder alltagstaugliches Gerät?

    Das PineBook kann man guten Gewissens nur als Spielzeug bezeichnen, ernsthaftes Arbeiten ist damit nicht möglich, wenn man einmal von den einfachsten Arbeiten absieht.  Grundlage ist zudem ein Chip der Firma Allwinner, die sich bekanntlich um Open Source und Einhaltung der GPL nicht schert. Da bleibt zu hoffen, dass für das PinePhone ein anderer Chip-Hersteller zum Zug kommt.

    Allerdings ist auch klar, dass in der Preisklasse keine Wunder zu erwarten sind. Selbst große Anbieter können in dieser Preisklasse nicht allzu viel bieten. In jedem Fall sollte sich die Weiterentwicklung von Plasma Mobile im Zuge der Erstellung des PinePhone als Gewinn verbuchen lassen, wie das auch von der Librem-5-Entwicklung zu hoffen ist.

  • Code of Conduct für alle

    Code of Conduct
    Bild: code | Quelle: Jakob Breivik Grimstveit | Lizenz: CC BY-SA 2.0

    Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Es scheint in diesen Tagen so, als gäbe es Verhaltensregeln für Open-Source-Projekte gerade irgendwo im Sonderangebot. Nicht nur für den Kernel, sondern auch für GNU, QT und SQlite sind CoCs in Arbeit oder bereits eingeführt.

    Klarstellung in Edinburgh

     »Nobody is entirely happy with it, but we can live with it.« Linus Torvalds zum CoC 

    Zunächst hat zum Wochenbeginn Linus Torvalds den selbst auferlegten Code of Conduct für die Kernel-Gemeinde im Rahmen des Open Source Summit in Edinburgh während des Maintainer Summits erklärt, verteidigt und dann dazu aufgerufen, zunächst keine weiteren Änderungen vorzunehmen, sondern zu reagieren wie es die jeweilige Sachlage erfordert.  Er habe den CoC in aller Eile und nur nach Absprache mit Freunden eingebracht, weil er vorab Kenntnis des Artikels im New Yorker erhalten habe, der gezielt auf seine verbalen Entgleisungen abstellt.

    Greg Kroah-Hartman erwähnte, der vorherige Code of Conflict bereits einige Jahre bestanden habe und lediglich drei eher substanzlose Beschwerden gezeitigt habe. Da fragt man sich doch, wozu der ganze Aufwand nun betrieben wurde? Wegen eines Zeitungsartikels, der ja nicht der erste seiner Art war?

    Die Kernel-Entwickler kommen aus allen Ecken der Welt und bringen ihr ethnisches Erbe mit. So können Japaner auf direkte Kritik mit einem starken Gefühl der Scham reagieren. Auch ein noch so guter CoC wird nie auf alle Ethnien eingehen können. Dem Japaner hilft es in dem Fall nicht, wenn die Kritik freundlich vorgetragen wird. Vielleicht fühlen sich potenzielle neue Mitglieder der Kernel-Gemeinde aber eher animiert, den Schritt zu wagen.

    Lob für RMS

    Den Beweis, dass es auch besser geht, trat dieser Tage Richard Stallman an und gab dem GNU-Projekt nun festgeschriebene Verhaltensregeln. Anders als Torvalds, der sich für seinen Code of Conduct das nicht unumstrittene Contributor Covenant zur Vorlage genommen hatte, schrieb Stallman dem GNU-Projekt die GNU Kind Communications Guidelines auf den Leib. Er setzt auf Verständnis und Einfühlungsvermögen anstatt auf Regeln und Sanktionen. Das brachte ihm in der Community und in der Presse großes Lob ein.

    Stallman stellte fest, dass sich neue Entwickler oft von der Teilnahme am GNU-Projekt ausgeschlossen fühlen, da ihnen die Kommunikation als unfreundlich, ablehnend oder rüde vorkommt. Daher sollen sich alle Mitwirkenden in den Diskussionen zum GNU-Projekt künftig bewusst darum bemühen, auf eine Weise zu kommunizieren, die dieses nicht wünschenswerte Ergebnis vermeidet.

    Qt entwirft noch

    Das Qt-Projekt ist noch nicht so weit, sondern steckt noch in der Entwurfsphase zu einem CoC. Dort heißt es unter anderem: »Wir möchten einen Weg aufzeigen, auf dem wir sicher konstruktive Kritik üben und Widerspruch einlegen können bei Ideen, mit denen wir nicht einverstanden sind, ohne respektlos gegenüber unseren Kollegen zu sein. Und wenn es Fälle gibt, in denen jemand aus diesem Bereich heraustritt, möchten wir einen Weg finden, das Problem friedlich zu lösen.« Auch Qt nimmt sich wie Torvalds das Contributor Covenant in Version 1.4 als Vorlage.

    Völlig am Ziel vorbei

    Was allerdings den Projektleiter von SQLite geritten hatte, als er seinem Projekt einen CoC mit reloigiösen Forderungen verpasste, fragen sich heute auf Twitter und anderswo viele Leser. Wenn andere Projekte in ihren Richtlinien Tugenden wie Freundlichkeit und Nächstenliebe einfordern, die durchaus Anleihen bei den 10 Geboten machen, orientieren sich die Regeln die D. Richard Hipp für das SQLite-Projekt aufgestellt hat, direkt an den fast 1.500 Jahre alten Regeln von St. Benedict von Nursia.

    Was in dem Regelwerk von Hipp unter Punkt 2 als »The Rule« in 72 Regeln festgelegt wird, hat in Richtlinien für Entwickler nichts zu suchen, denn sie grenzen beispielsweise durch ihre Formulierung Atheisten von der Teilnahme aus. Mittlerweile wurden die Regeln von Hipp aufgrund massiver Kritik in den Hintergrund gedrängt und die Mozilla Community Participation Guidelines als Coc für SQLite bestimmt.

    CoC von außen motiviert?

    Stellt sich noch die Frage, warum gerade jetzt so viele Projekte sich einen CoC geben wollen. Ich vermute mal, dass der Anstoß meist nicht aus den Projekten selbst kommt, sondern von außen von Unternehmen, die den Code des Projekts nutzen, herangetragen wird. Hier wünschen sich die Rechtsabteilungen einen festgeschriebenen Text, auf den sie sich berufen und dessen Umsetzung einfordern kann.

  • Firefox 63 verbessert den Tracking-Schutz

    Firefox 63
    Bild: Mozilla

    Firefox 63 verbessert den bereits mit dem Vorgänger Firefox 62 aufgewerteten Tracking-Schutz, der ab sofort in den Einstellungen Browser-Datenschutz heißt. Seit Firefox 62 kann der Tracking-Schutz direkt im Menü links von der Adressleiste eingeschaltet werden. Wenn der Browser in der neuen Version Tracker auf einer Webseite entdeckt, wird das optisch durch ein Schildsymbol dort neben dem Vorhängeschloss signalisiert.

    Besserer Tracking-Schutz

    Der sogenannte »Schutz vor Aktivitätenverfolgung« ist mit Firefox 63 nur im privaten Modus automatisch eingeschaltet. In den Einstellungen kann er nun ausgedehnt werden. Hinzugekommen ist eine Einstellung, die Drittanbieter-Cookies blockiert, was aber auf manchen Seiten zu Problemen mit der Darstellung führen kann. Einzelne Seiten können im Menü links des Adressfelds durch Klick auf das Schildsymbol vom Tracking-Schutz ausgenommen werden. Das soll Darstellungsprobleme durch zu rigide Einstellungen verhindern.

    Firefox 63
    Erweiterter Dialog zum Trackingschutz

    Unser Handeln im Internet ist oft zutiefst persönlich, und doch haben wir nur wenige Möglichkeiten, die Datenerfassung, die im Web stattfindet, zu verstehen und zu kontrollieren. « Steven Englehardt, Firefox Security

    Auto-Updates gestärkt

    Mit der neuen Version des Browsers wird es auch schwieriger, die automatische Update-Funktion auszuschalten. Die Empfehlung in den Einstellungen lautet, automatische Updates zuzulassen. Als Alternative dazu kann festgelegt werden, dass Updates lediglich heruntergeladen werden, der Anwender aber entscheidet, wann das Update ausgeführt wird. Komplett abschalten lassen sich Auto-Updates nur noch per about:config. Dort muss der Schalter app.update.auto auf false gesetzt werden. Da dieser Schalter auch zur Diskussion steht und eigentlich bereits in der neuen Ausgabe entfernt sein sollte, bleibt als letzte Möglichkeit die Enterprise-Richtlinie DisableAppUpdate.

    Eigener Prozess für Erweiterungen

    Unter Linux erhält der neue Erweiterungsstandard WebExtensions mit Firefox 63 nun einen eigenen Prozess, der sie damit von den Prozessen für den Kern und die Tabs trennt. Unter Windows wurde diese Maßnahme bereits mit Firefox 56 umgesetzt, macOS folgte mit Firefox 61. Die Umstellung wird in Linux standardmäßig aktiviert. Davon erwartet Mozilla Verbesserungen der Leistung, Stabilität und Sicherheit des Browsers in Bezug auf Erweiterungen.

    Der Shortcut STRG&TAB blättert nun durch die offenen Tabs in der zuletzt benutzten Reihenfolge. Automatisch ist dieses neue Verhalten nur in neuen Profilen aktiv. In den Einstellungen kann dies aber auch für bestehende Profile aktiviert werden. Der neue Firefox wird im Tagesverlauf offiziell freigegeben, steht aber auf Mozillas FTP-Server schon jetzt für Linux, macOS und Windows zum Download bereit.

  • Der Code of Conduct und ein fehlender Kernel

    Code of Conduct
    Bild: Penguins | Quelle: pxhere | Lizenz: CC0

     

    Eigentlich haben viele im Linux-Dunstkreis heute Morgen beim Öffnen ihres Feed-Readers erwartet, die Veröffentlichungsnotiz für Linux 4.19 vorzufinden. Da war aber nichts. Der Grund für die Verspätung ist vermutlich die heutige Eröffnung des Open Source Summit in Edinburgh. Wenn es also keinen neuen Kernel gab, entschloss ich mich, zunächst einen Blick auf den nicht unumstrittenen Code of Conduct (CoC) und die Ereignisse der letzten Tage drumherum zu werfen.

    Neuer Code of Conduct

    Der neue Code of Conduct wurde ohne Öffentlichkeit etwa zeitgleich mit dem Beginn von Linus Torvalds Auszeit in den Kernelbaum eingebracht. Greg Kroah-Hartman hat das zwar als übliches Verhalten bei Dingen bezeichnet, die unter Richtlinien subsummiert werden können oder kontrovers sind. Aber in der gegebenen Situation sorgte ein neuer, still und leise eingebrachter Verhaltenscodex für Irritation bei vielen Entwicklern.

    Kritik am CoC

    Allgemein wurde erwartet, dass der Kritik an einigen Punkten des CoC noch vor der Veröffentlichung von Kernel 4.19 und dem Konferenzbeginn in Edinburgh Rechnung getragen würde. So hat Kroah-Hartman dann auch am Samstag eine Patch-Serie eingereicht, die sich einigen dieser Kritikpunkte annimmt und zudem ein Papier mit einer »Gebrauchsanweisung« hinzufügt.

    Rolle der Maintainer

    Bei den Änderungen ging es beispielsweise um die Rolle der Maintainer, die in der Originalfassung für die Durchsetzung des CoC zu sorgen hatten oder mit einem Nachspiel rechnen mussten. Das hat verständlicherweise für Unruhe gesorgt und so wurde dieser Passus gestrichen. Diesmal wurden die Änderungen einer größeren Anzahl an Entwicklern vorgelegt, bevor die Patches rausgingen.

    In the end, "be kind to each other" is really what the end goal is for everybody. GKH

    Gebrauchsanweisung

    Großen Raum nimmt der Patch mit der Code of Conduct Interpretation ein, die erklärt, wie der CoC zu handhaben ist. Das Dokument stellt klar, dass man zwar freundlicher miteinander umgehen will, dass das aber nicht bedeutet, dass das Maß an Kritik, das den Einreichungen der Entwickler entgegengebracht wird, abnimmt. Der Entwicklungsprozess habe sich als der robust erwiesen, so wie er ist.

    Die Verantwortung der Maintainer in Bezug auf den CoC wird als der Wille, durch gutes Beispiel zu führen definiert. Es geben aber keine neuen Anforderungen an die Maintainer, das Verhalten anderer Entwickler direkt in irgendeiner Weise zu handhaben. Sie sollen allerdings versuchen, aufkommende Probleme zu lösen und wenn nötig an das »Technical Advisory Board« (TAB) oder die Mediatorin Mishi Choudhary heranzutragen.

    Alles rein menschlich

    Da viele Menschen an diesem Projekt arbeiten, wird es immer wieder menscheln und dabei auch Ausrutscher geben. Diese können nach dem neuen CoC wie ein Fehler im Code einer Software behandelt werden. Wenn also jemand in einer Mail unerwünschte Ausdrücke verwendet, kann jemand, der sich davon negativ angesprochen fühlt, einen Bug eröffnen, um die beanstandete Stelle abzuändern. Das gilt allerdings nicht rückwirkend. Linus Torvalds frühere verbale Entgleisungen bleiben uns in seinen alten E-Mails also auch künftig erhalten.

    Mittlerweile ist dann auch Linux 4.19 samt der Änderungen am CoC von Kroah-Hartman veröffentlicht worden, der damit den Staffelstab wieder an Torvalds zurückgibt.

     

  • Kubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish«

    Kubuntu 18.10
    Screenshot: ft

     

    Seit einiger Zeit gibt es zwei konkurrierende KDE-Distributionen, die beide auf Ubuntu aufsetzen. Neben dem unabhängigen Projekt KDE Neon veröffentlicht Canonical im Rahmen der Ubuntu-Famile regelmäßig auch Kubuntu. Gemeinsam ist beiden der KDE-Entwickler Jonathan Riddell, der früher Kubuntu betreute und heute KDE Neon federführend verantwortet.

    Gleiche Basis

    Wir werfen heute einen Blick auf Kubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish«, das im Rahmen der Veröffentlichung von Ubuntu 18.10 vor wenigen Tagen erschienen ist. Kubuntu teilt sich mit dem mit GNOME ausgelieferten Ubuntu 18.10 neben dem Unterstützungszeitraum von neun Monaten auch die Basis von Kernel 4.18, Systemd 239-7 und einen aktuellen Grafik-Stack mit X.Org 1.20.1 und Mesa 18.2.

    Aktuelle KDE-Komponenten

    Das neue Kubuntu nutzt die aktuelle Plasma-Version 5.13.5 sowie KDE Applications 18.04.3 und KDE Frameworks 5.50, die ihre Basis in Qt 5.11 haben. Als Office-Anwendung wird LibreOffice 6.1.2.1 ausgeliefert, KMail ist im Rahmen der KDE-PIM-Suite für die elektronische Post zuständig. Das Surfen im Netz ist Sache des aktuellen Firefox 63. VLC 3.0.4 und der Musicplayer Cantata besetzen den Multimediabereich.

    KDE Connect und Latte-Dock inklusive

    Kubuntu unterstützt im grafischen Paketmanager Discover Canonicals alternatives Paketformat Snap nun von Hause aus, Unterstützung für Flatpak kann in den Einstellungen von Discover durch Installation des Flatpak-Backends aktiviert werden. KDE Connect 1.3.1 bringt Android-Geräte auf den Desktop. Anwender, die neben der Plasma-Bedienleiste ein Dock wünschen, finden Latte-Dock 0.8.1 im Archiv. Wem die Plasma-Version noch nicht aktuell genug ist, der kann über ein Backports-PPA Plasma 5.14.1 und KDE Frameworks 5.51 installieren.

    Speicherhungrig

    Kubuntu 18.10 wirkt, wie bereits früher, etwas behäbig beim Start und in der Ausführung, verhielt sich aber ansonsten beim Test stabil. Nach dem Start belegt das System etwas über 700 MByte Hauptspeicher. Das ist weniger als Ubuntu mit GNOME mit satten 970 MByte, aber deutlich mehr als etwa Siduction mit Plasma 5.13.5, das mit rund 520 MByte auskommt.

    Wayland inoffiziell

    Eine Wayland-Sitzung ist für Kubuntu 18.10 noch nicht offiziell unterstützt, kann aber durch Installation des Pakets plasma-workspace-wayland vorbereitet und anschließend beim Login ausgewählt werden. Das Update von 18.04 auf 18.10 ist in der Dokumentation beschrieben, ein frisches Image steht auf dem Projektserver in 64-Bit Ausführung zum Download bereit.

  • Lubuntu 18.10 setzt auf LXQt

    Lubuntu 18.10
    Screenshot: ft

     

    Mit etwas Verspätung ist als letzte Ubuntu-Variante nun auch die insgesamt 15. Veröffentlichung von Lubuntu erschienen. Wichtigste Neuerung von Lubuntu 18.10 ist der endgültige Umstieg von LXDE zu LXQt, der eigentlich bereits mit Lubuntu 15.10 »Wily Werewolf« vollzogen werden sollte. Mit der Umstellung der Desktopumgebung geht auch eine Neudefinition der generellen Ausrichtung des Projekts einher.

    LXQt statt LXDE

    Mit dem Einzug des Lightweight Qt Desktop Environment (LXQt) wird die LXDE-Umgebung künftig nicht mehr unterstützt. LXQt kommt im neuen Release in Version 0.13.0 auf der Basis von Qt 5.11.1 auf die Festplatte. Unter den vorinstallierten Anwendungen finden sich Firefox 62, LibreOffice 6.1.2 mit Qt-Frontend, VLC 3.0.4, das Discover Software Center 5.13.5 und der Texteditor Featherpad. Anstelle des üblicherweise verwendeten E-Mail-Clients Thunderbird hat hier Trojita 0.7 den Zuschlag erhalten.

    Aktuelle Grundlage

    Als Grundlage dient, wie auch bei Ubuntu »Cosmic Cuttlefish« 18.10, Kernel 4.18 und ein aktueller Grafikstack mit X.Org 1.20.1 und Mesa 18.2. Zusammen mit dem LXQt-Desktop ergibt das ein leichtgewichtiges System. Der RAM-Verbrauch gleich nach dem Start liegt bei knapp unter 300 MByte, während dieser bei Ubuntu selbst bei rund 970 MByte liegt. Damit unterstreicht Lubuntu seinen Anspruch, performant auf Rechnern der letzten zehn Jahre zu laufen.

    Calamares Installer

    Anstelle des Ubiquity-Installers von Ubuntu kommt hier ein Installer auf der Basis des Calamares-Installer-Frameworks zum Zug. Es wird allerdings noch bis Lubuntu 19.04 dauern, bis Calamares alle Funktionen beinhaltet. Derzeit ist beispielsweise die »Minimal Install«-Option, die Ubuntu seit 18.04 anbietet, nicht verfügbar. Zudem beschreibt die Ankündigung Probleme mit UEFI und LUKS-Verschlüsselung. Bei einer Standard-Installation war davon nichts zu bemerken.

    In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass wegen des Wechsels der Desktop-Umgebung Updates von 18.04 schwierig sind und von daher offiziell nicht  unterstützt werden. Wagemutige Anwender finden Unterstützung bei Problemen auf einer eigens eingerichteten Webseite.

    Dokumentation

    Besondere Aufmerksamkeit bei Lubuntu 18.10 wurde auf die Dokumentation in Form eines Handbuchs gelegt, das im Verlauf der folgenden Veröffentlichungen weiter ausgebaut und schließlich auf dem Image ausgeliefert werden soll. Zu den bekannten Problemen zählt ein Fehler beim Multi-Monitor-Betrieb, wo sich das Wallpaper über alle Monitore erstreckt Hier wird derzeit als Workaround ein Skript angeboten.

    Messlatte 19.04

    Lubuntu scheint derzeit auf gutem Weg, wird sich aber an der Veröffentlichung zu 19.04 messen lassen müssen. In letzter Zeit gab es neben technischen Problemen auch interne Diskussionen, um den künftigen Weg der Distribution zu bestimmen. Dabei stand unter anderem die Frage im Raum, wie mit der 32-Bit Prozessorarchitektur weiter verfahren werden soll, wenn sich fast alle anderen Ubuntu-Derivate davon abwenden.

    Quo vadis?

    Die neue Definition von Lubuntu fasst sich in der Aussage zusammen, das sich das »Hauptaugenmerk von der Bereitstellung einer Distribution für alte Hardware zu einer funktionalen und dennoch modularen Distribution wandelt, die sich darauf konzentriert, dem Benutzer nicht im Weg zu stehen und sie ihren Computer nutzen zu lassen«. Dazu will Lubuntu moderne, Qt-basierte Technologien und Programme nutzen, um den Anwendern ein funktionales und dennoch modulares Erlebnis zu bieten.

  • Ubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish« unaufgeregt stimmig

    Ubuntu 18.10 Cosmic Cuttlefish
    Screenshot: ft

     

    Pünktlich wie immer hat Canonical mit Ubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish« ein weiteres Release der Distribution auf den Weg gebracht. Und eins muss man den Entwicklern auf den ersten Blick zugestehen: Das neue Release erscheint optisch aus einem Guss und sieht mit seiner leicht angepassten GNOME Shell  sogar besser aus als das Original.

    Optisch gelungen

    Das ist zum großen Teil dem neuen Theme geschuldet, das auf den Namen Yaru hört und aus dem ehemaligen »Communitiheme« entwickelt wurde. Unter diesem Namen kann das Paket auch unter Ubuntu 18.04 installiert werden. Es tauscht die zuletzt verwendeten Brauntöne gegen einen etwas dunkleren Auftritt mit einem Verlauf von dunklem Orange zu violetten Tönen aus.

    Auch die Icons entstammen einem frisch überarbeiteten, von Ubuntu Phone inspirierten Icon-Satz namens Suru, der einst für Unity 8 entwickelt wurde. Leider stehen die neuen Icons nicht für alle Anwendungen bereit, sodass einige Apps aus dem Rahmen fallen.

    Ansonsten ist Ubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish«, das von Canonical neun Monate Unterstützung erhält, ein Release, das spektakuläre Änderungen vermissen lässt und dafür auf kleine Verbesserungen an vielen Stellen setzt. Für ein Release, das kein LTS im Namen führt, wurde diesmal wenig gewagt.

    Aktuelle Pakete

    Beim Kernel setzte Ubuntu 18.10 auf Linux Ubuntu 4.18, der eine bessere Unterstützung für AMD, Nvidia, USB Type-C und Thunderbolt bringt. Bei Systemd kommt Version 239-7 zum Einsatz und X.Org stellt den Standard-Display-Server in Version  1.20.1, während mit Ubuntu 17.10 noch Wayland als Standard diente. Ansonsten tritt GCC8 an die Stelle von GCC7 und im Grafik-Stack kommt ein aktuelles Mesa 18.2 auf die Platte. Die Aktualität dieser Pakete kommt aktuellen Grafikkarten und einem besseren Gaming-Erlebnis entgegen.

    Vorwiegend GNOME 3.30

    Beim leicht angepassten GNOME-Desktop handelt es sich überwiegend um die aktuelle Version 3.30 mit einigen Paketen des Vorgängers 3.28. Lediglich der Dateimanager Nautilus kommt noch in Version 3.26 auf die Platte. Das war die letzte Ausgabe, die noch Icons auf dem Desktop darstellen konnte. Neu ist die Verwendung des erstmals offiziell eingesetzten Kompressionsalgorithmus Zstandard (zstd), der bei Facebook entwickelt wurde und Vorteile vor Xz und Gzip bietet. Er beschleunigt die Installation spürbar durch schnelleres Auspacken der Pakete aus dem Image. Ubuntu 18.10 unterstützt zudem künftig Fingerabdruck-Scanner zum Einloggen in das System

    Snaps jetzt auskunftsfreudiger

    Zu den weiteren Standard-Anwendungen zählen LibreOffice 6.1.2.1, Firefox 63 und Thunderbird 60.2. GNOME-Software lässt immer noch einen
    Schalter vermissen, der Snaps von DEB-Paketen auf einen Blick unterscheidet. Allerdings ist, wenn man die Infoseite einer Anwendung öffnet, nun leichter zu erkennen, um welches Format es sich handelt, wer im Fall von Snaps der Hersteller des Pakets ist und unter welcher Lizenz es verteilt wird. Zudem können Anwender zwischen verschiedenen Channels wechseln und so übergangslos zu einer Beta- oder noch früheren Version wechseln.

    Kein GSConnect

    Angekündigt, jedoch nicht realisiert wurde die Integration des Productivity-Tools GSConnect, das die Fähigkeiten von KDE Connect für die GNOME Shell abbildet. Leider ist das Paket auch nicht einfach über das Archiv nachinstallierbar. So bleibt zum Ausprobieren wie bisher nur der Weg über die GNOME Extensions. Was bisher ebenfalls fehlt, sind die angekündigten detaillierten Zahlen zu Canonicals Erhebung von Informationen zu Hardware und Installationen im Installer von Ubuntu 18.04.

    Updates nur mit 64-Bit

    Ein Update von Ubuntu 18.04 LTS auf Ubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish« wird nur gelingen, wenn eine 64-Bit Installation vorliegt. Die Aktualisierung bestehender 32-Bit Installationen wird nicht mehr unterstützt, da Canonical diese Architektur fallen lassen will und verhindern möchte, dass Anwender nach 9 Monaten den Support verlieren, wo 18.04 auch mit 32-Bit noch bis 2023 unterstützt wird. Bereits jetzt steht fest, dass es Ubuntu Mate, Kubuntu und Ubuntu Budgie nicht mehr in 32-Bit geben wird.

    Die Images zu Ubuntu 18.10 »Cosmic Cuttlefish« und allen Varianten der Ubuntu-Familie stehen wie immer auf dem Downloadserver von Canonical bereit.  Zusätzlich zum neuen Ubuntu selbst wurde Cosmic Cuttlefish als Kubuntu, Xubuntu, Lubuntu,  Ubuntu Mate, Ubuntu Budgie, Ubuntu Kylin und Ubuntu Studio veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es Abbilder für Server und Cloud.

  • Raspberry Pi lernt Fernsehen mit TV HAT

    TV HAT
    Bild: Raspberry Pi TV HAT | Quelle: Raspberry Pi Foundation

     

    Die Raspberry Pi Foundation hat eine weitere Zusatzplatine für ihren Einplatinenrechner vorgestellt. Die TV HAT getaufte Zusatzplatine erweitert den Raspi um die Möglichkeit, digitale DVB-T2- und DVB-T-Streams zu empfangen, abzuspielen oder an andere Geräte streamen. Die Abkürzung HAT steht für »Hardware Attached on Top«, ist also eine kleine Platine, die Huckepack über die 40-polige GPIO-Steckerleiste auf dem Raspberry Pi angedockt wird.

    Eine Frage der Leistungsfähigkeit

    Der TV HAT lässt sich auf allen Raspberry-Pi-Boards andocken, die über eine 40-polige GPIO-Steckerleiste verfügen. Auf diesen Geräten kann ein TV-Stream empfangen und über das Netzwerk an ein anderes Gerät gestreamt werden. Um die Streams direkt auf dem empfangenden Pi anzusehen, sollte es sich allerdings um einen Raspberry Pi 2, 3 oder 3B+ handeln, die über genügend Leistung verfügen.

    Das Betrachten der empfangenen Streams ist dabei nicht auf den Einplatinenrechner selbst beschränkt. Mit einem an ein Netzwerk angeschlossenen TV-HAT können Streams auf jedem im Netzwerk verfügbaren Gerät angezeigt werden. Das können andere Computer, Mobiltelefone und Tablets sein.

    Halber Hut

    Der TV HAT führt zudem einen neuen HAT-Formfaktor ein, der zeitgleich vorgestellt wurde. Der TV-HAT ist ein »Half-Size-HAT«,  also nur ein halber HAT, der in Form und Größe den Raspberry-Pi-Zero-Boards entspricht. Diese neue HAT-Spezifikation ist eine lediglich eine mechanische Anpassung elektrisch bleibt alles beim alten. Zum Empfang mit dem TV HAT wird eine Antenne benötigt, die, anders als die Antennenbuchse, nicht im Bestellumfang enthalten ist. Eine Anleitung führt detailliert durch die erste Inbetriebnahme. Der TV HAT kann ab sofort für rund 22 Euro bestellt werden.

    Erst im August hatte die Raspberry Pi Foundation das PoE HAT vorgestellt, mit dem sich der Winzling mit Power over Ethernet versorgen lässt. Das aktuelle Raspbian in der neuen Version 2018-10-09 unterstützt das PoE Hat seit Kurzem.

     

  • Neuer Lagebericht zum Librem 5

    Librem 5
    Librem 5 UI-Shell

     

    Die Entwickler des Linux-Smartphones Librem 5 haben einen neuen detaillierten Bericht zum Entwicklungsstand veröffentlicht. Demnach steht die Auslieferung der Entwickler-Boards jetzt kurz bevor. Anstatt wie bisher Debian 9 »Buster« läuft darauf nun auch Purisms Haus-Distribution PureOS.

    Herkules-Aufgabe

    Die Dev-Boards sollten ursprünglich bereits im Juni ausgeliefert werden, insgesamt wurde die Fertigstellung des Librem 5, wie bereits bekannt, von Januar auf April 2019 verschoben. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, was für eine schwierige Aufgabe eine solche Entwicklung für eine kleine Firma wie Purism im Vergleich mit Samsung oder anderen Branchengrößen ist. Deshalb an dieser Stelle mein absoluter Respekt für Purism!

    Posh aufgeräumt

    Die Dev-Kits und das fertige Phone sollen Kernel 4.18 erhalten, Images damit werden gebaut und getestet. Die Librem-5-Shell Posh wurde von vielen Fehlern befreit und der Code aufgeräumt. Auch an den Übersetzungen speziell in Deutsch und Französisch wurde weiter gearbeitet. Zudem wurden erste Versionen eines App-Switchers vorgelegt, der später auf die modulare Wayland-Compositor-Bibliothek wlroots umgestellt werden soll.

    GNOME-Settings portiert

    Bei GNOME wird an der Portierung der GNOME Settings auf das Librem 5 gearbeitet. Auch bei der virtuellen Tastatur virtboard sind Fortschritte zu vermelden. Die Call-App hat neben vielen Bugfixes auch eine grafische Überarbeitung erhalten. Libhandy, eine Bibliothek mit GTK-Widgets für mobile Plattformen, wurde in Version 0.0.4 fertiggestellt und nach Debian Unstable hochgeladen.

    Patches für Kernel und Mesa

    Wie bereits erwähnt, wird die neuere CPU i.MX 8 auf den Dev Kits und Telefonen im Vergleich zu dem bisher zum Testen verwendeten i.MX 6 verbaut werden. Hier gab es große Anstrengungen, einen  4.18-Kernel auf der i.MX 8-CPU zu testen.  Zudem wurde am Grafikstack, insbesondere am Grafiktreiber Etnaviv und an Mesa gearbeitet. Der Etnativ-Treiber wurde bei Debian für arm64 aktiviert. Um auf dem Librem 5 USB-C zur Stromversorgung einsetzen zu können wurde ein Patch für den Mainline-Kernel eingebracht. Auch Patches für Mesa gingen Upstream.

    Messenger-Wettlauf

    Die für das Librem 5 vorgesehene auf dem Matrix-Protokoll aufbauende Messaging-App Fractal  wird nun eventuell doch zum Start des Phones fertig sein. Dazu muss sie End-to-end-Verschlüsselung beherrschen. Zeitgleich wird alternativ eine XMPP-App namens Chatty entwickelt. Jetzt sieht es so aus als könnte es zeitlich dennoch für Fractal reichen, denn das E2E-Modul in Entwicklung unterstützt jetzt grundlegende Funktionalität und die Integration für das Librem 5 hat bereits begonnen.

    Plasma Mobile Images

    Einige für den Zusammenbau der Dev-Boards benötigte Teile gingen in der Post verloren, die Auslieferung an die Unterstützer der Crowdfunding-Kampagne soll aber bald beginnen. Das Librem 5-Team arbeitet weiterhin auch mit dem Plasma-Team zusammen, um auch ein Plasma Mobile Image mit den Dev-Boards ausliefern zu können.