Kategorie: News

  • Ubuntu Touch OTA-7 wird ausgeliefert

    Ubuntu Touch OTA-7
    Bild: Ubuntu for Phone | Quelle: antoinemaltey | Lizenz: CC BY 2.0

    Nur vier Wochen nach OTA-6 rollt das UBports-Team in den nächsten Tagen bis zum Sonntag, 13.1. die Folgeversion OTA-7 automatisch an die Anwender aus.

    Ordnung schaffen

    Seit der Umstellung der Basis auf Ubuntu 16.04 LTS »Xenial Xerus« konnte das Team, wie geplant, die Schlagzahl der Veröffentlichungen deutlich erhöhen. OTA-7 bezeichnen sie als Erhaltungsrelease, das mehr Ordnung in den Release-Zyklus bringen soll. Es wurden nur Fehler bereinigt, die entweder explizit einem Entwickler zugeordnet waren oder einen Pull-Request hatten.

    Das heißt aber nicht, dass OTA-7 keine Neuerungen für die Besitzer unterstützter Geräte bringt. Sowohl bei Themen für die Tastatur als auch beim Browser Morph wurde Hand angelegt.

    Bunte Tastatur

    Erstmals verfügt Ubuntu Touch über ein eigenes Theming für die On-Screen-Tastatur. Dies ermöglicht es dem Benutzer, das Farbschema der Tastatur zu ändern. Neun Voreinstellungen sind derzeit verfügbar, die helle, dunkle, gerahmte oder flache Tastaturdesigns anbieten. Die Themen können unter Einstellungen | Sprache & Text | Tastaturthema ausgewählt werden. Alternativ kann die Taste zur Sprachauswahl lange gedrückt werden, um von dort in die Einstellungen zu gelangen.

    Browser aufgewertet

    Beim relativ neuen Browser Morph wurde eine Reihe an Fehlern behoben. So schließt der Browser nun nicht mehr insgesamt, wenn ein einzelnes Fenster geschlossen wird. Ebenso werden geschlossene Fenster nach einem Browser-Neustart nicht wieder geöffnet. Ein weiterer Fix verhindert, dass das Gerät in den Schlafmodus fährt während ein Video abgespielt wird.

    Fixes für Nexus 4 und 7

    Diese und weitere Fehlerbereinigungen heben die Alltagstauglichkeit erheblich an, so die Ankündigung von Ubuntu Touch OTA-7. Zudem wurde die Installation auf einer Teilmenge der verkauften Nexus-7-Modelle von 2013 wieder ermöglicht. Die Geräte, die bei der Installation Probleme zeigten hatten im Lauf der Zeit einen neuen Speicherchip erhalten, der jetzt von Ubuntu Touch OTA-7 unterstützt wird. Das Nexus 4 erhielt einen Fix, um Kernelmodule zu aktivieren, die nicht in OTA-5 und 6 enthalten waren.

    Wichtig für die Entwickler, wenn es um die Kompatibilität von Android-Treibern und den GNU-Bibliotheken ist eine neue Version von Libhybris, die mit OTA-7 eingeführt wurde. OTA-8 soll in 6-8 Wochen folgen und unter anderem Mir 1.1 und die neueste Version von Unity8 integrieren.

  • Otter Browser erreicht stabile Version

    Otter Browser erreicht stabile Version

    Als 2013 Opera mit Version 15 seinen Browser total an den Wünschen der Anwender vorbei kastrierte, die eigene Browser-Engine zugunsten von zunächst WebKit und später Googles Blink-Engine aufgab und anschließend für längere Zeit keine Linux-Version mehr veröffentlichte, war dies Anlass für den polnischen Entwickler Michał Emdek, dem Wunsch vieler Anwender nach einer Fortsetzung der Funktionalität von Opera 12 zu entsprechen.

    Opera 12 als Vorbild

    Das Open-Source-Projekt Otter Browser war geboren. Otter Browser zielt darauf ab, die klassische Oberfläche und die Funktionalität von Opera 12 mit Qt5 nachzubauen. Bereits 2014 wurde zunächst eine Alpha-, dann mit Version 0.90.1 eine Beta-Version bereitgestellt. Es sollte über vier Jahre dauern, bis nach 12 Release-Kandidaten am ersten Tag des neuen Jahres jetzt Otter Browser 1.0.0.1 »Mordecai« erschienen ist.

    Weitere Funktionen folgen

    Emdek betont in der Ankündigung, nicht alle geplanten Funktionen seien bis zum Release fertig geworden. Er hofft jedoch, diese im Laufe des Jahres mit Otter Browser 1.1 nachliefern zu können. Der Browser basiert auf der eigenen Qt-Portierung des aus KHTML entstandenen WebKit, das auch Apples Webbrowser Safari zugrunde liegt.

    Wieselflink

    Was nach dem ersten Start sofort auffällt: Otter Browser ist sehr schnell, der Start des AppImage dauert weniger als eine Sekunde und auch Webseiten werden sehr schnell geöffnet. Im Menü können unter Datei | Importieren/Exportieren Sitzungen, Suchmaschinen und Lesezeichen von Opera importieren. Auch OPML-Daten für den integrierten Feed-Reader können eingebunden werden.

    Die von Opera bekannte Seitenleiste kann unter Ansicht | Werkzeugleisten zugeschaltet werden. Unter Werkzeuge | Inhaltsblockierung können Filterlisten definiert und konfiguriert werden. Die Unterstützung für Add-ons ist zwar angelegt, aber noch sind keine Erweiterungen verfügbar.

    Mail-Client geplant

    In folgenden Versionen sind unter anderem erweitertes Tab-Handling und ein Mail-Client. Ob Otter Browser die gewünschte Nische besetzen kann, muss sich zeigen. Der langsamen Entwicklung des kleinen Teams geschuldet hat sich dort mittlerweile der als Freeware verteilte Browser Vivaldi des Opera-Mitbegründers Jon von Tetzchner eingenistet.

    Der Browser ist für Windows als Zip-Archiv verfügbar. Versionen für Linux und Mac Os sollen folgen. Linux-Anwender können aber bereits sofort testen, denn es steht ein AppImage von Version 0.99-rc12 zum Download bereit. Wer mag, kann dem Browser auch aus dem Quellcode selbst erstellen.

  • Linux 5.0 anstatt 4.21

    Linux 5.0
    Bild: Krd Lizenz: CC BY-SA 3.0

    Linus Torvalds hat am Wochenende Linux 5.0-rc1 veröffentlicht und damit den Umstieg vom Vorgänger 4.20 auf eine neue Hauptversion eingeleitet. Wie Torvalds in der Ankündigung schreibt, gibt es keinen direkten Anlass für den Wechsel auf die 5. Wer einen solchen brauche, könne einfach annehmen, Torvalds seien die Finger und Zehen ausgegangen, um weiter hochzuzählen.

    Keine Regel

    Der letzte Wechsel auf eine Hauptversion fand 2015 von 3.19 auf 4.0 statt. Somit war allerseits bereits im alten Jahr erwartet worden, dass anstatt 4.20 beim neuen Kernel eine 5 vorne stehen würde. Da Torvalds jedoch keine Regel etablieren wollte, wurden die Erwartungen diesbezüglich enttäuscht.

    Mit der Veröffentlichung der ersten Vorabversion des neuen Kernels schließt sich auch das über die Feiertage geöffnete, zweiwöchige Merge-Window, das Fenster für die Einreichung neuen Codes für den Kernel. In den nächsten Wochen geht es um die Konsolidierung der eingereichten Neuerungen.

    Durchschnittliche Größe

    Die Einreichungen für Kernel 5.0 sind mit rund 11.000 von der Anzahl her nicht rekordverdächtig, sondern eher Durchschnitt. Kernel 4.20 lag hier mit über 14.000 Änderungen eher im oberen Bereich. Auch statistisch sind keine besonderen Abweichungen vom Mittelwert zu beobachten.

    Rund 50 Prozent entfallen auf Treiber, 20 Prozent sind
    Architektur-Updates, 10 Prozent betreffen Werkzeuge und die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf Netzwerk, Dateisysteme und Dokumentation.

    EPYC Rome besser unterstützt

    Unter den Neuerungen sind, wie gewohnt, viele Änderungen bei Prozessoren und Grafikkernen. Die Integration von AMDs CPU EPYC Rome wird weiter ausgebaut. Die bereits lang erwartete Unterstützung für AMD FreeSync wird ebenfalls eingeführt. Erstmals unterstützt wird auch der Raspberry Pi Touchscreen sowie das unter anderem vom im April erwarteten Linux-Smartphone Librem 5 verwendeten i.MX 8M-SoC.

    Für Nvidias Turing-Architektur werden GeForce-RTX-Karten für den Gaming-Bereich initial unterstützt. Bei den Dateisystemen wird das virtuelle BinderFS implementiert. Binder ist der Kernel-Treiber für die Interprozess-Kommunikation bei Android.

    Crypto Algorithmen ausgetauscht

    Die aus Russland stammende Standard-Crypto-Hash-Funktion Streebog wurde in den Kernel aufgenommen. Während der umstrittene Verschlüsselungsalgorithmus Speck mit 4.20 entfernt wurde, kommt nun mit 5.0-rc1 Adiantum hinzu und soll Verschlüsselung auf Geräten mit wenig Ressourcen erleichtern.

    Das sind nur einige der Verbesserungen, mit denen Linux 5.0 aufwarten wird, wenn Ende Februar oder Anfang März die stabile Version freigegeben wird.

  • Googles Fuchsia OS unterstützt Android-Apps

    Fuchsia OS unterstützt Android-Apps
    Bild: Google | Quelle: Flickr Lizenz: CC0 1.0

    Die Webseite 9To5Google verfolgt akribisch die Aktivitäten von Google in Bezug auf Entwicklungen im Mobilbereich. Dabei werden unter anderem auch Änderungen an den Repositories zu Googles in Entwicklung befindlichem Betriebssystem Fuchsia OS überwacht.

    Google schweigt

    Noch hat sich Google nicht klar dazu geäußert, wo genau Fuchsia OS einmal eingesetzt werden soll, jedoch lassen neue Einträge in Googles Source-Code-Management Gerrit immer wieder gezielte Rückschlüsse zu.

    Die Vermutung, Fuchsia OS solle Chrome OS und Android ersetzen, wurde im Juli 2018 durch einen Bericht des Medienunternehmens Bloomberg gestärkt, der Google-Mitarbeiter mit Aussagen zitierte, Fuchsia OS könne in fünf Jahren beide Systeme ersetzen.

    AOSP erweitert

    Diese These wird jetzt durch ein Update des Android Open Source Project (AOSP) weiter gestützt. Der neue Code legt nahe, dass eine spezielle Version der Android Runtime (ART) Fuchsia OS befähigen soll, Android Apps zu unterstützen. Eine Anmerkung zum eingereichten Code besagt, dieser diene zum Bauen von ART für Fuchsia.

    Diese Funktion würde es beliebigen Geräten – vom intelligenten Lautsprecher bis zum PC – mit dem modular ausgelegten Fuchsia OS ermöglichen, die Fülle der Android-Anwendungen im Google Play Store zu nutzen.

    Eigenes SDK

    Der Kommentar füllt zudem einige Verständnislücken über kürzlich hinzugefügte Fuchsia-Repositories in AOSP, darunter ein Fuchsia SDK zur Erstellung von Fuchsia-Applikationen und eines für ein Fuchsia »Gerät«. Das neue SDK wird vermutlich das bisher verwendete Flutter SDK ablösen.

    Google bezeichnet Fuchsia weiterhin als eines von vielen experimentellen Projekten und bestätigt keinen Zeitplan für eine irgendwie geartete Verwendung. Trotzdem hat Fuchsia bereits das Interesse des NSA geweckt, die Fuchsia und seinen Micro-Kernel Zirkon einem frühen Sicherheits-Audit unterzogen hat.

  • Necunos Open-Source-Phone wird im März ausgeliefert

    Open-Source-Phone NC_1

    Vor einigen Wochen berichtete ich an dieser Stelle über Necunos Solutions, einen finnischen Hersteller, der eine Community-Ausgabe seines auf exrem hohe Sicherheit ausgelegten und die Privatsphäre respektierenden Smartphones für den Enterprise-Markt plant. Wie der neu gestalteten Webseite zu entnehmen ist, wurde die Entwicklung bereits vor über zwei Jahren gestartet und konnte ohne Crowdfunding finanziert werden.

    Zunächst 500 Stück

    Nachdem es keine zeitlichen Angaben und zunächst auch keine umfassenden Angaben zur Hardware gab, war ich positiv überrascht zu erfahren, dass das Necunos NC_1 ab heute vorbestellt werden kann. Ausgeliefert wird eine erste Charge des Open-Source-Phones von 500 Stück ab März.

    Die Hardware des NC_1 ist identisch mit der des für Unternehmen entwickelten NE_1, lediglich die Software ist unterschiedlich. Die erste »Necunos NC_1 Community Edition« richtet sich an Entwickler, Early Adopters, FOSS- und Linux-Enthusiasten.

    Sechs freie Betriebssysteme

    Während das NE_1 mit dem bei Necunos entwickelten Betriebssystem necunOS verkauft wird, ist das Unternehmen für das NC_1 Partnerschaften mit sechs Open-Source-Communities eingegangen, um Interessierten eine Auswahl an freien Betriebssystemen zu bieten.

    Neben dem als erstes angekündigten Plasma Mobile handelt es sich um Postmarket OS, Maemo Leste, LuneOS, Replicant und Nemo Mobile. Die Pressemitteilung betont, dass sich die Betriebssysteme zum Auslieferungszeitpunkt des NC_1 in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden. Einige seien eher für Entwickler und Enthusiasten zu empfehlen als andere. Bei der Bestellung entscheidet sich der Kunde für eines der Systeme, kann aber jederzeit auf ein anderes wechseln.

    Gut abgehangene CPU

    Die Hardware des 5-Zoll Phone, das in einem Alu-Gehäuse steckt, basiert auf einem i.MX6-SoC von NXP mit Cortex-A9 Kernen. Die Vivante-GPU des SoC läuft mit dem freien Etnaviv-Treiber. Das Phone kommt mit einem GByte RAM und acht GByte internem Speicher auf den Markt. Die verbaute Kamera bietet 5 MPixel. Der Bootloader ist entsperrt. Necunos verspricht zudem, dass das Gerät keinerlei binäre Blobs enthält. Das NC_1 wird über Micro-USB geladen, der Datentransfer über diese Schnittstelle ist deaktiviert.

    Zunächst kein Modem

    Verbindung zur Außenwelt nimmt das NC_1 über WLAN per SDIO mit 2,4 GHz und Ethernet mit 100Mb/s auf. Ein Modem ist aus Sicherheitsgründen nicht verbaut. Das NC_1 soll eine sichere Plattform bieten, aber das Endziel für die mobilen Geräte von Necunos ist es, ein voll ausgestattetes, datenschutzorientiertes Open-Source-Smartphone zu entwickeln. Das Gerät wird in Finnland hergestellt, um eine sichere Lieferkette und hohe Qualität zu gewährleisten.

    Ab heute im Shop

    Der Preis für das Necunos NC_1, das ab heute im Shop bestellt werden kann, beträgt 1.199 Euro. Ein Teil davon geht an die jeweiligen Communities. Direkter Mitbewerber des NC_1 wird das ähnlich ausgerichtete Librem 5 von Purism sein, das im April 2019 ausgeliefert werden soll.

  • Pläne für Thunderbird 2019

    Thunderbird 2019
    Logo: Mozilla Lizenz: CC BY-SA 3.0

    Die Mozilla Foundation klärt in ihrem Blog über die Pläne für dem Mail-Client Thunderbird für das neue Jahr auf. Demnach soll zum Jahresbeginn die Zahl der voll beschäftigten Mitarbeiter von 8 auf 14 erhöht werden. Weiterhin steht, analog zu Firefox, die Umstellung auf eine Multi-Prozess-Architektur auf dem Plan.

    Spendenaufkommen gestiegen

    Die Aufstockung der festen Mitarbeiter um gleich sechs Köpfe wird durch das gestiegene Spendenaufkommen ermöglicht, wobei Individualspenden den Löwenanteil ausmachen. Die neuen Mitarbeiter werden überwiegend an der Codebasis arbeiten. Jeweils einer der Neuankömmlinge wird sich aber speziell um das Oberflächendesign und um den Schutz der Privatsphäre der Anwender kümmern.

    Multi-Prozess-Architektur

    Durch die Arbeit an der Umstellung auf eine Multi-Prozess-Architektur versprechen sich die Entwickler eine verbesserte Performance des beliebten Mail-Clients. Dazu müssen Teile der Codebasis neu geschrieben werden. Darüber hinaus soll an mehreren Stellen die Integration verbessert werden. Das soll unter anderem Google Mail betreffen. So sollen GMail-Label sowie weitere spezielle Features von GMail in Thunderbird unterstützt werden.

    Auch das Benachrichtigungssystem soll aufgewertet werden, indem die Integration mit dem System des jeweiligen Betriebssystems verbessert wird. Dadurch soll der Anwender ein natürlicheres Erlebnis erfahren, gleichzeitig wird die Handhabung seitens Thunderbird vereinfacht.

    Verschlüsselung vereinfachen

    Die Benutzerschnittstelle in Sachen Verschlüsselung soll 2019 ebenfalls überholt werden. Damit soll eine dringend benötigte Vereinfachung herbeigeführt werden, die mehr Anwender befähigt, E-Mails auf einfache Art zu unterschreiben oder zu verschlüsseln. Auch die Einstellungsdialoge sollen vereinfacht und besser überschaubar werden.

    Viel zu tun

    Das wird vermutlich nicht alles in einem Jahr zu schaffen sein, jedoch soll gleich zu Jahresbeginn mit der Umsetzung an allen Brennpunkten begonnen werden. Derzeit aktuell ist der im August 2018 veröffentlichte Thunderbird 60. Da sich Thunderbird für seine Veröffentlichungen locker an Firefox ESR anlehnt, steht das nächste Release in Form von Thunderbird 68 im Juli 2019 an. Wer Thunderbird finanziell unterstützen möchte, kann dies auf der Spenden-Webseite von Mozilla tun.

  • Alles Gute für 2019

    Ich wünsche Euch allen und natürlich Linux ein erfolgreiches Jahr 2019, aber zunächst einmal einen guten Rutsch. Und danke für Euer Interesse an meinem Blog.

  • Bedrock: der Linux-Fels

    Photo by Austin Schmid on Unsplash

    Mitte Dezember erschien mit Bedrock Linux 0.7 »Poki« eine neue Version einer Linux-Distribution, die unter dem Motto »Eine, sie alle zu knechten« stehen könnte. Bedrock Linux ist kein Linux-Mainstream, blüht eher im Verborgenen, neue Hauptversionen gibt es nur alle paar Jahre.

    Kaum Grenzen

    Bedrock Linux bildet eine Basis, auf der Elemente aus fast beliebigen anderen Distributionen unterschiedlicher Architekturen, Paket- und Init-Systemen nativ und transparent im gleichen Dateisystem eingebunden werden können.

    Als Beispiel lässt sich so auf der Basis von Bedrock ein Debian-Grundsystem installieren, dass dann mit Komponenten aus Arch Linux erweitert wird, um von dort aktuellere Software inklusive dem AUR zu nutzen. Ferner könnte Gentoos Portage eingebunden werden, um bestimmte Pakete automatisiert aus den Quellen zu bauen. Der Phantasie sind hier wenig Grenzen gesetzt.

    Wilde Mischung

    Init-Systeme wie SysVinit, Upstart, Runit oder Systemd können ebenso friedlich nebeneinander laufen wie 32- und 64-Bit-Systeme in der gleichen Partition. Alle installierten Distributionen und deren Anwendungen werden so eingebunden, dass sie annehmen an, in Ihrem nativen Betriebssystem zu agieren. Dabei bindet Bedrock das Home in alle installierten Distributionen ein, sodass jederzeit identischen Daten vorliegen.

    Vereinfacht betrachtet bedient sich Bedrock dazu bewährter Unix-Prinzipien. Changed Roots (Chroots) und Bind-Mounts ermöglichen einen Großteil der Magie des Systems. Chroots lassen sich irgendwo zwischen Containern und herkömmlicher Virtualisierung verorten. Der größte Unterschied besteht darin, dass Changed Roots durchlässig agieren, während Container eher separieren. Mittels Bind-Mount erlaubt dann das System innerhalb des Chroots gestarteten Anwendungen, mit Dateien außerhalb der Chroot-Umgebung zu interagieren.

    Nicht immer alltagstauglich

    Aus dem bisher Gesagten sollte klar sein, dass Bedrock Linux für die wenigsten Anwender zum täglich produktiv genutzten Linux-System taugt. Für die kleine Entwicklerschar ist es eine konsequent weiterentwickelte Fingerübung und als solche sollte es zunächst auch der interessierte Anwender betrachten.

    Bedrock Linux ist auch nicht in wenigen Minuten installiert. Der experimentierfreudige User sollte sich Zeit nehmen, die Dokumentation und die FAQ zu studieren, um das Prinzip von Bedrock in den technischen Einzelheiten zu verstehen. Die Installation des Grundsystems und die Ausgestaltung mit den gewünschten Komponenten aus anderen Distributionen verschlingt nochmals einige Stunden. Einige Instruktionen für die Installation verschiedener Distributionen in Bedrock finden sich auf der Webseite des Projekts.

    Guter Lerneffekt

    Die gesamte Dokumentation ist auf Englisch verfasst und recht anspruchsvoll. Einen Überblick auf Deutsch bietet ein Artikel aus meiner Feder im LinuxUser 04/2016. Wer gerne mit Linux experimentiert ist hier, ähnlich wie bei Linux from Scratch (LFS), gut bedient. Der Lerneffekt der internen Abläufe und Zusammenhänge bei Linux ist den Aufwand alle Male wert.

  • ExTix: Linux aus Schweden

    Bild: C.A. Exton

    Der umtriebige schwedische Linux-Enthusiast C.A. Exton, der bereits seit 2011 eine Vielzahl an Distributionen erstellt, hat die neue Version seiner Distribution ExTix freigegeben. ExTix wird immer nach dem Motto »Darf es etwas mehr sein?« entwickelt. So bietet eine der neuen Varianten von ExTix 19.1 sowohl KDE 4.17 als auch Kodi 18 als Oberflächen aus.

    Aktuelles neben Bewährtem

    ExTix 19.1 Build 181228 setzt bereits auf Kernel 4.20 und bedient sich ansonsten bei Debian 9.6 und Ubuntu 18.04.1 LTS »Bionic Beaver«. KDE-Software ist in Form von Plasma 5.12.7, Frameworks 5.44.0 sowie Applications 4.17 vertreten und setzt somit auf den Langzeitsupport von Plasma 5.12 LTS.

    Mehrwert

    Soweit, so gut. Exton wäre nicht Exton, wenn er nicht zusätzlichen Nutzen in seine Images packen würde. So ist Kodi 18 »Leia« ebenso integriert wie die Refrakta Tools, mit dem sich aus der Live-Version von ExTix kinderleicht ein selbst gestaltetes, boot- und installierbares Ubuntu generieren lässt. Zudem erlauben die Images die Erstellung von persistenten USB-Sticks.

    Rasend schnell

    Des Weiteren lässt sich das Live-Image beim Boot ins RAM laden, vorausgesetzt, es sind mindestens zwei GByte davon vorhanden. Ist das Image vollständig geladen, lässt sich der USB-Stick abnehmen oder die DVD entfernen. Zudem ist die Ausführung aus dem RAM um einiges schneller als von einem externen Medium.

    Zwei Installer

    Neu seit der vorigen Ausgabe von ExTix ist die Verwendung des Calamares-Installer-Frameworks anstelle von Ubuntus Installer Ubiquity. Calamares arbeitet hier nur mit UEFI zusammen. Um ExTix mit einem herkömmlichen BIOS zu installieren, muss der Refracta-Installer genutzt werden und das Paket grub-efi-amd64 gegen grub-pc ausgetauscht werden.

    Dazugekommen

    Neu ist auch Network-Manager, der Wicked bei der Netzwerkverwaltung ersetzt. Der Browser Chrome fällt weg, da Firefox jetzt Netflix fehlerfrei wiedergeben kann. Auch bei Kodi hat Exton unter anderem das Netflix-Addon vorinstalliert. Hinzugekommen ist der Web-Editor Blue Griffon.

    Viele Varianten

    Alle ExTix-Varianten der letzten Jahre sind auf der Webseite der schwedischen Linux Society zu finden. Neben den aktuellen Varianten sind dort unter anderem Images auf der Basis von OpenSUSE, Gentoo, Arch, Slackware und für den RaspBerry Pi zu finden.

    Die Passwörter für die Live-Medien lauten root und live. Extons angepasste Versionen von Android Oreo, Nougat, Marshmallow, Lollipop and KitKat finden sich auf den Webseiten AndEX und auf RaspEX.

  • MX-18 »Continuum« veröffentlicht

    An den Feiertagen oder zwischen den Jahren bleibt oft Zeit, sich neue oder aktualisierte Distributionen anzuschauen. Etwas abseits vom Linux-Mainstream wurde gerade MX-18 »Continuum« veröffentlicht.

    Gelungene Kooperation

    MX Linux ist eine Kooperation zwischen der Distribution antiX und der ehemaligen MEPIS-Community. Es ist ein Betriebssystem, das entwickelt wurde, um mit Xfce als Desktop Eleganz und Effizienz mit einfacher Konfiguration und hoher Stabilität zu verbinden.

    Stabile Basis

    MX-18 basiert auf dem aktuellen Debian 9.6 »Stretch« und Kernel 4.19.5. MX Linux gehört zudem zu den Distributionen, die auf Systemd verzichten und weiterhin auf SysVinit setzen. Mit seiner Debian-Grundlage und einem relativ geringen Speicherverbrauch von unter 400 MByte gleich nach dem Start bietet MX eine zuverlässige Basis sowohl für ältere als auch für moderne Hardware.

    Auch für 32-Bit

    Die Distribution liegt in zwei jeweils rund 1,5 GByte großen Varianten für 32- und 64-Bit-Rechner vor, wobei die 32-Bit-Version einen PAE-Kernel mitbringt. PAE steht für Physical Address Extension und erlaubt 32-Bit-Hardware, mehr als die nominellen 4 GByte an Speicher zu adressieren.

    Monatliche Snapshots

    Die MX-Entwickler bringen die Images während eines Veröffentlichungszyklus monatlich als Snapshots jeweils auf den aktuellen Stand. Für komfortables Arbeiten empfiehlt das Projekt eine i686-CPU, 1 GByte Arbeitsspeicher und mindestens 10 GByte freien Platz auf der Festplatte oder dem USB-Stick. Zum Erstellen eines bootbaren und auf Wunsch auch persistenten USB-Sticks bringt MX das Tool »MX Live USB Maker« mit, für das Aufbereiten eines Speichersticks unter Windows empfehlen die Entwickler Rufus.

    MX-18 ist ein weiteres Release eines engagierten Teams, das Linux auch weiterhin für ältere Rechner anbietet. Die aktuellen Images sind auf SourceForge oder einem der Spiegelserver der Distribution zu finden. Ich hatte mich MX bereits 2016 in einem Artikel für den LinuxUser gewidmet, der mittlerweile frei verfügbar ist.