Schlagwort: E-Mail

  • EFAIL – der Tag danach

    EFAIL
    Bild: Efail | Lizenz: CC0 1.0

     

    Erstaunlich ruhig ist es am Tag nach der Panik verbreitenden Enthüllung mit dem Namen EFAIL. Bereits gestern Abend hatte auf Twitter und G+ die Kritik an der Veröffentlichung und der darauf aufbauenden Berichterstattung eingesetzt. Auch dieses Blog muss sich, wie fast alle, diesen Schuh anziehen. Die Tageschau hatte sich sogar dazu verstiegen zu titeln, Forscher hätten die E-Mail-Verschlüsselung geknackt. Nun weiß es die ganze Welt: E-Mails sind unsicher. Das wissen informierte Anwender schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Ebenso ist die Tatsache, dass man in Mails kein HTML nutzen will, kein Geheimnis und jeder kann sich mit ein wenig Google-Suche darüber informieren, warum das so ist.

    Der Erfinder ergreift das Wort

    Werner Koch, der Erfinder von GNU Privacy Guard (GnuPG) äußerte sich bereits gestern Mittag auf der GnuPG-Mailingliste dahingehend, er sehe die Aussagen in Bezug auf PGP als reichlich überzogen. Koch empfiehlt demnach auch, kein HTML in E-Mails zu nutzen. Wenn es unumgänglich ist, solche Mails anzunehmen, solle man sicherstellen, dass der MIME-Parser des E-Mail-Cients es nicht erlaubt, entschlüsselte HTML-MIME-Anteile aneinanderzuhängen, wodurch solche Angriffe erst möglich werden.

    MDC umstritten!?

    Eine weitere Möglichkeit, Angriffe dieser art zu blockieren, ist die Verwendung von authentifizierter Verschlüsselung, die laut Koch bei PGP bereits seit 2001 verfügbar ist. Sie basiert auf Modification Detection Code (MDC) und wurde damals wegen ähnlicher Angriffe eingeführt. Die Methode ist je nach Implementierung im Client nicht zu 100 Prozent zuverlässig, aber wesentlich besser als im Fall von S/MIME, der über keine funktionierende authentifizierte Verschlüsselung verfügt. Korrekt arbeitende E-Mail-Clients geben bei jeder PGP-verschlüsselten Mail, die keinen MDC-Anhang enthält, eine Warnung aus, dass die Authentizität der Mail nicht verifiziert werden konnte und sollten das Öffnen der Mail verweigern. Gleiches gilt bei Anzeichen einer Manipulation der Mail.

    Hanno Böck, Berliner Sicherheitsexperte, der für Golem.de, die »TAZ« und »Die Zeit« schreibt, erklärte gestern auf Golem, die Datenauthentifizierung mit MDC sei mangelhaft. Seine Begründung: »Wenn die MDC-Authentifizierung fehlschlägt, werden die Daten trotzdem von GnuPG entschlüsselt und ausgegeben, erst hinterher erfolgt eine Benachrichtigung, dass die entsprechenden Daten ungültig sind.« Das gilt nach seiner Aussage für einige »naive« Mail-Clients. Er fährt fort: »Korrekt implementiert dürften ungesicherte Daten nie ausgegeben werden, sondern müssten immer verworfen werden.«

    Papier falsch betitelt

    Sicherheitsexperte und Mitentwickler der Thunderbird-Erweiterung Enigmail, Robert J. Hansen haut mit seiner Kritik in die gleiche Kerbe wie Koch und kritisiert den Rat der EFF, Enigmail, die Verschlüsselungserweiterung von Thunderbird sofort zu entfernen. Er sagt, das Papier der Forscher (PDF) sei falsch betitelt, denn die Lücken erlaubten Angriffe auf fehlerhafte E-Mail-Clients, nicht auf die Verschlüsselung selbst.

    Somit erscheint am Tag danach EFAIL als reichlich aufgeblasen und überzogen. Panikmache hilft nicht an der Stelle, wo handfeste Aufklärung und die korrekte Benennung der Schuldigen vonnöten wäre.

  • Sicherheitslücken bei PGP- und S/MIME-Tools

    Sicherheitslücken bei PGP- und S/MIME-Tools
    Bild: IMG_3129 | Quelle Andy LFollow | Lizenz: CC BY-2.0

    Die Electronic Frontier Foundation  (EFF) warnt heute vorab Anwender von PGP- und S/MIME-Tools zur Ver- und Entschlüsselung von E-Mails. Diese Tools sollten möglichst sofort deaktiviert werden. Dabei geht es um Enigmail im Zusammenhang mit Thunderbird, GPGTools mit Apple Mail und Gpg4win mit Outlook.

    Enthüllung morgen

    Die Warnung der EFF bezieht sich auf eine Twitter-Meldung, die für morgen früh um 07:00 AM UTC, also um 09:00 unserer Zeit die Enthüllung kritischer Verwundbarkeiten zu den genannten Tools ankündigt. Wer diese Tools verwendet, ist angehalten, sie sofort zu deaktivieren und vor allem keine Mails damit zu entschlüsseln. Bis weitere Klarheit herrscht, rät die EFF, verschlüsselte Kommunikationsmittel wie den Messenger Signal zu verwenden. In der Ankündigung finden sich Links, wie die entsprechenden Tools der Mail-Clients deaktiviert werden können, bis  die Lücken geschlossen sind.

    Wir werden morgen weiter berichten, sobald nähere Informationen vorliegen.

  • Mozilla Thunderbird 60 als Beta verfügbar

    Logo: Mozilla Lizenz: CC BY-SA 3.0

     

    Mozilla Thunderbird 60 wird auch den letzten Zweifler überzeugen, dass der weit verbreitete E-Mail-Client nicht ausentwickelt ist, wie das Mozillas Michelle Baker vor Jahren behauptet hatte. Das war einer der Gründe, warum Mozilla sich von Thunderbird zurückziehen wollte. Heute nutzt Thunderbird zwar noch Mozillas Infrastruktur, wird aber ansonsten von einem unabhängigen Entwicklerteam betreut.

    Lange wurde dementsprechend Thunderbird lediglich gepflegt anstatt weiter entwickelt. Das damit seit einiger Zeit Schluss ist, belegt auch die jetzt erschienene Beta-Version zu Thunderbird 60. Nachdem die optische Erneuerung in den Händen eines Design-Teams liegt, sind im Dezember 2017 vier neue Entwickler zum Team gestoßen.

    Empfänger entfernen

    Thunderbird 60 zeigt beim Überfahren des Empfänger-Felds der Adresseingabe eine Entfernen-Schaltfläche in Form eines X, sodass bereits eingetragene Empfänger mit einmem Klick wieder entfernt werden können. Zudem wird bei der Adresseingabe der bereits eingegebene Teil einer Adresse aus einem Adressbuch fett angezeigt. Der Tastenkürzel ALT-M zeigt während der Erstellung einer Mail das Eingabefeld für Anhänge.

    Mbox oder Maildir

    Ordner können nun vom Mbox-Format nach Maildir und zurück konvertiert werden. Diese Funktion ist derzeit allerdings noch im experimentellen Stadium. Zudem bietet Thunderbird 60 an, IMAP-Ordner zu komprimieren, auch wenn das Konto online ist. Auch die Kalender-Komponente wurde aufgewertet. So können einzelne oder mehrere Einträge kopiert, ausgeschnitten oder entfernt werden. Zudem ist es möglich, Orte für Kalenderereignisse sowohl in der Tages- als auch in der Wochenansicht anzuzeigen.

    Die Kalender-Komponente bietet zudem nun auch die Möglichkeit, Terminbenachrichtigungen direkt zu versenden, anstatt ein Popup-Fenster anzuzeigen. Andererseits entfernt Thunderbird 60 die Möglichkeit, E-Mail-Einladungen zu versenden, die mit Microsoft Outlook 2002 und früheren Versionen kompatibel sind. Auf der Seite mit den Release Notes kann Thunderbird 60 Beta heruntergeladen werden.