Eine der besten Möglichkeiten, konform zur anstehenden europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu sein, ist es, Dienste auf der eigenen Plattform anzubieten und somit eine gesamte Ebene von externen Unternehmen, die Daten sammeln könnten, von vornherein auszuschließen. Das sieht auch Nextcloud so und bietet in diesem Zusammenhang ab heute zwei DSGVO-Apps sowie ein DSGVO-Handbuch und eine Checkliste an, die auf rund 20 Seiten unter anderem Dinge wie das konforme Verhalten bei Nutzeranfragen nach erhobenen privaten Daten erläutern. Die Apps und die DSGVO-Checkliste werden für die Öffentlichkeit freigegeben, während die Kunden Zugriff auf das komplette Compliance-Kit inklusive DSVGO-Administrationshandbuch haben.
Zwei Apps für mehr DSGVO-Konformität
Die Apps können im Nextcloud App Store gefunden werden, während die GDPR-Checkliste von der Website heruntergeladen werden kann. Bei den Apps handelt es sich um Data Request und User Account Deletion. Während Data Request dem Anwender erlaubt, seine von Nextcloud gespeicherten Daten einzusehen oder zu löschen, ermöglicht User Account Deletion die vollständige Löschung eines Nextcloud-Kontos.
Partnerschaft mit Red Hat
Darüber hinaus, und auch hier im gleichen Konzext, erklärt Nextcloud eine Partnerschaft mit Red Hat, mit der integrierte OpenShift- sowie Storage- Lösungen für Nextcloud-Kunden aus einer Hand erwachsen sollen. Die Erfahrung von Red Hat im Bereich File-Storage und Hosting und Nextcloud als Kollaborations- und File-Syncing-Plattform sollen Unternehmen dabei helfen, ihre Daten wieder unter eigene Kontrolle zu bekommen. Die Partnerschaft bietet Nextcloud-Kunden hybride und private Cloud-, Container-Management- und Speichertechnologien und darüber hinaus eine Full-Stack-Plattform, die die Benutzerfreundlichkeit und Produktivität der Public Cloud mit den Kontroll- und Regel-Funktionen kombiniert, die Unternehmen heute benötigen.
Gerade vor zwei Tagen erschien die in der internationalen Fachpresse weite Verbreitung findende Nachricht, dass die deutsche Bundescloud auf Nextcloud als Softwarelösung setzt. Darüber hinaus entscheiden sich aber immer mehr Städte und Institutionen in Europa und darüber hinaus für Nextcloud. So konnte das noch junge Unternehmen aus Stuttgart bereits letztes Jahr berichten, dass die albanische Hauptstadt Tirana sich für die deutsche Open-Source-Cloud entschieden hat und mehr als 600 Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, Dateien sicher zu synchronisieren und gemeinsam zu nutzen. Sie setzen zudem für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten auf das angebundene Office-Paket Collabora Online, den Kalender und weitere Apps aus dem Nextcloud-Ökosystem.
Nextcloud in der Verwaltung
Doch auch weitere deutsche und europäische Städte und Regionen erkennen die Vorteile einer leistungsfähigen privaten Cloud und schwenken zu Nextcloud um. Die Stadt Bochum arbeitet im Serverbereich bereits mit Linux und Nextcloud. Die Grafschaften Møre und Romsdal in Westnorwegen sind letzten Monat zu Nextcloud umgezogen. Møre und Romsdal bestehen aus 36 Gemeinden, von denen die größte Ålesund ist, mit einer Bevölkerung von mehr als 40.000 Einwohnern. Nextcloud wird dort hauptsächlich von Mitarbeitern im Bildungsbereich genutzt, die in der Regel von Orten aus arbeiten, an denen sie keinen Zugang zum internen Netzwerk des Bezirks haben, steht aber allen Mitarbeitern des Bezirks für die Datenspeicherung zur Verfügung.
Universitäten und Institutionen
Erst diese Woche kündigte Nextcloud-Partner Open-DSI seine Zusammenarbeit mit der regionalen Verwaltung an, um Nextcloud in einem Netzwerk von acht Städten in der Region Lyon in Frankreich zu etablieren. Rund 4000 Mitarbeiter der 8 Städte werden Nextcloud nutzen. Bereits seit längerem setzen Universitäten wie etwa die TU Berlin oder die Universität von Nantes sowie die Max-Planck -Gesellschaft und das deutsche Forschungsnetz DNF-Cloud Nextcloud im großen Stil ein.
Bewusstsein steigt
Zunehmend werden sich öffentliche Institutionen wie Kommunen, Städte und Regionen der Tatsache bewusst, dass unsere digitalen Werkzeuge ein kritischer Punkt unserer Infrastruktur sind. Eine Lösung in Form einer privaten Cloud vor Ort bedeutet, die Kontrolle über sensible Daten zu behalten und die Risiken von Public Clouds zu vermeiden. Nextcloud ist dabei mittlerweile eine attraktive Wahl.
Die deutsche Regierungs-IT ist fest in der Hand von Microsoft und anderen Herstellern proprietärer Software. Das kostet nicht nur jährlich derzeit rund 70 Millionen Euro, sondern untergräbt auch die Sicherheit und stellt eine unnötige Abhängigkeit dar. Während jedoch in München für im Endeffekt eine vermutlich dreistellige Millionensumme an Steuergeldern Linux politisch motiviert abgeschafft und durch Microsoft-Produkte ersetzt wird, macht die Bundesverwaltung in Sachen Cloud jetzt einen Schritt in die andere Richtung und entscheidet sich mit Nextcloud für eine deutsche Software, um die Bedürfnisse des Bundes in Sachen Cloud zu bedienen.
Auschreibung für die Bundescloud
Das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) vergab im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung unter dem Titel »Software und Dienstleistungen für die Bundescloud« den Auftrag an die britische Firma Computacenter, die in Deutschland 24 Standorte unterhält. Computacenter ist ein herstellerübergreifender Dienstleister für Informationstechnologie und tritt in diesem Zusammenhang als Systemintegrator auf.
Lieferung von Cloud-Software maximal für bis zu 350.000 Nutzer
Pflege der Cloud-Software
Support für die Cloud-Software
Dienstleistungen zur Anpassung und Customizing der Cloud-Software, bis zu 1.000
Personentage (PT)
Hier kommt die Nextcloud GmbH als Hersteller der gleichnamigen freien Software ins Spiel. Diese stellt eine Plattform für das Speichern, den Austausch und die Synchronisation von Daten sowie für kollaboratives Arbeiten auf Servern unter Kontrolle der Anwender bereit. Computacenter wird als Sieger der Ausschreibung als Systemintegrator Nextcloud in die vorhandenen Systeme wie z.B. LDAP integrieren und ausrollen.
Bundesverwaltung setzt auf Nextcloud
Im Ergebnis werden künftig alle Behörden der Bundesverwaltung Nextcloud zum Speichern ihrer Daten in einer privaten Bundescloud einsetzen. Nextcloud wird in diesem Zusammenhang vom ITZBund, dem zentralen IT-Dienstleister der Bundesverwaltung eigenständig aufgebaut, installiert und betrieben und für bis zu 350.000 Anwender ausgerollt. Dabei setzt ITZBund auf die Nextcloud Enterprise Subscription, um unter anderem Zugriff auf eine langfristige Unterstützung der Software zu haben.
IT-Dienstleister des Bundes
Das ITZBund betreibt als zentraler IT-Dienstleister der Bundesverwaltung IT-Services für insgesamt über eine Million Benutzer aus Verwaltung und
Wirtschaft. Das ITZBund entstand 2016 aus dem Zusammenschluss des Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik (ZIVIT), der Bundesanstalt für IT-Dienstleistungen und der Bundesstelle für Informationstechnik. Die Gründung des ITZBund war ein erster Schritt zur Umsetzung des Grobkonzepts zur Konsolidierung der IT des Bundes. Das ITZBund beschäftigt rund 2.700 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie etwa Netzwerk- und Sicherheitsexperten.
Pilotprojekt
Ein Pilotprojekt, das 2016 vom ITZBund zusammen mit Nextcloud gestartet wurde, ließ rund 5.000 Nutzer die Funktionalität und Zuverlässigkeit von Nextcloud testen. Die öffentliche Ausschreibung fand Ende 2017 statt. Sicherheit und Skalierbarkeit in Bezug auf Anwenderzahl, Speicherplatz als auch zusätzliche Funktionserweiterungen waren Schlüsselpositionen bei der Entscheidung. Für die Sicherheit waren die Anforderungen der Architekturrichtlinien Sicheres CloudComputing (C5) des BSI maßgeblich.
Nextcloud, die freie Software für das Speichern, Synchronisieren und gemeinschaftliche Bearbeiten von Daten auf dem eigenen Server hat sein Angebot um Nextcloud Talk erweitert. Dabei handelt es sich um eine Open-Source-Kommunikations-Software für Audio-/Video-Chats, die auf dem eigenen Server gehostet wird und echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet. Dazu wurde in über 1,5 Jahren die anfangs an Nextcloud angebundene Kommunikationslösung Spreed.ME zum jetzt angekündigten Talk weiterentwickelt.
Peer-to-Peer und WebRTC
Talk setzt auf Peer-to-Peer und nutzt WebRTC zur Verbindung der Teilnehmer. Für die Qualität der übertragenen Videodaten sorgt der High-Efficiency-Video-Coding-Standard H265. Die Software bietet private oder öffentliche Chats zwischen zwei Personen oder Gruppen und unterstützt Audio, Video und Text. Zudem können Dateien und der Bildschirminhalt oder Teile davon ausgetauscht werden. Die Software ist zudem für gemeinsames Arbeiten mit Nextcloud Files und Nextcloud Groupware integriert.
Bereit für den Unternehmenseinsatz
Wenn bei Gruppenchats, Webinaren oder Konferenzen die Bandbreite knapp wird, können Unternehmen das Spreed High Speed Backend desNextcloud-Partners Struktur AG buchen. Dabei werden per Multipoint Control Unit (MCU) die einzelnen Videodatenströme zusammengefasst, sodass pro Teilnehmer nur noch eine eingehende sowie eine ausgehende Leitung vorliegt. Zudem bietet die Software, die lokal installiert wird, ein SIP-Gate zur Teilnahme an Gruppenchats per Telefonnummer. Das lohnt sich allerdings nur für Unternehmen, denn die Preise liegen bei 5.000 Euro für den Server und 50 Euro je Nutzer pro Jahr.
Alternative zu Skype und Google Hangouts
Alle weiteren Funktionen sind frei zugänglich, was Talk zu einer freien und selbstgehosteten Alternative zu Diensten wie Skype oder Google Hangouts macht. Alternative auch deshalb, weil selbst andere Anwendungen wie WhatsApp Calls, Threema, Signal Calls oder der Facebook Messenger oder das jetzt auch Ende-zu-Ende-verschlüsselte Skype zum Signaling einen zentralen Server des Anbieters nutzen, der dann über die Meta-Daten unserer Kommunikation verfügt. Zudem ist die Verschlüsselung nicht verifizierbar solange der Quellcode nicht zur Verfügung steht. Erfreulicherweise wurde vor wenigen Tagen das ART-Protokoll hinter dem Facebook-Messenger als Open Source auf GitHub veröffentlicht. Bei Talk übernimmt der eigene Nextcloud-Server das Signaling und die Metadaten bleiben privat.
Damit erhält der Markt der Chat-Anwendungen aus dem Open-Source-Bereich eine professionell entwickelte Anwendung. Bisherige freie Alternativen wussten nie völlig zu überzeugen. Zudem ist Talk eine logische Erweiterung der kollaborativen Möglichkeiten, die Nextcloud zur Bearbeitung von Dokumenten bietet. Ein weiterer Vorteil: Ein Login reicht aus und alle Kontakte in Nextcloud sind auch für Talk verfügbar. Einladungen können auch über den Nextcloud-Kalender verschickt werden.
Webinterface plus Mobile-Apps
Im Mittelpunkt der Anwendung steht die App, die im Nextcloud Store bereitsteht. Diese wird von dort mit einem Klick auf dem eigenen Nextcloud-Server installiert. Als Frontend dienen ein Webinterface sowie Apps für Android und iOS. Dabei müssen Teilnehmer kein Konto haben oder Software installieren. Bei den Mobil-Apps wird ein Teilnehmer per Push-Benachrichtigung von einem Anruf unterrichtet. Nextcloud Talk wird demnächst zusammen mit Nextcloud 13 bereitgestellt. Wer zur Verbesserung der Software beitragen möchte, kann bereits jetzt Nextcloud 13 RC1 installieren und Talkin Version 1.0 ausprobieren. Der Quellcode der Anwendung steht auf GitHub zur Einsicht bereit. Um möglicher Verwirrung vorzubeugen: Spreed heißt jetzt Talk, auch wenn im Netz an verschiedenen Stellen noch der alte Name Spreed auftaucht.
Ich habe Talk eine halbe Stunde in einem Video-Chat mit Nextclouds Jos Poortvliet ausprobieren können und bin erfreut über die bereits jetzt gegebene Stabilität und Qualität der Anwendung. Hier wächst eine freie Alternative heran, die die Privatsphäre achtet und niemandem verrät, wann und mit wem ich was kommuniziere. Damit ist Talk eine logische Fortsetzung der Entwicklung von Nextcloud und eine willkommene Bereicherung der Möglichkleiten, mit Open Source voll verschlüsselt zu chatten.