Schlagwort: Rückblick

  • Linux 2019 – das Jahr im Rückblick

    Photo by Ian Parker on Unsplash

    Wieder geht ein Jahr zu Ende und mit ihm gleich noch ein Jahrzehnt. Wenn ich auf 2019 in Sachen Linux zurückblicke, war es wieder ein ereignisreiches Jahr mit Tops und Flops. Wie jedes Jahr war auch 2019 wieder das Jahr des Linux-Desktops – oder auch nicht, je nach Betrachtungsweise. Aber ganz sicher war es das Jahr des Linux-Smartphones.

    Das Jahr beginnt mit Linux 5.0

    Aber von vorne. In der ersten Januarwoche brach die Zeit von Linux 5 an. Linus Torvalds eröffnete den Entwicklungszyklus zu Linux 5.0 gleich in der ersten Woche des neuen Jahres, 2020 kann er es ruhiger angehen lassen, die Veröffentlichung von Linux 5.5 steht erst im Februar an. Wenige Tage später erschien Ubuntu Touch OTA-7 für die Freunde freier Betriebssysteme auf Mobilgeräten.

    Erwartung und Realität

    Chrome OS rückt näher an Linux heran, viele Chromebooks bieten mittlerweile Zugang zu Linux-Anwendungen über den App-Launcher. Linux-Phones und weitere mobile Betriebssysteme machen von sich reden. PostmarketOS legten einen Bericht zum Stand der Entwicklung vor, das Librem 5, das zu dem Zeitpunkt zur Veröffentlichung im April vorgesehen war, kam gut voran, während ich mir Gedanken zu Erwartung und Realität diesbezüglich in der Öffentlichkeit machte.

    Linux-Smartphone aus China

    Ende Januar kündigte das chinesische Unternehmen Pine64 neue Produkte mit Linux als Betriebssystem an, darunter ein Tablet und ein neues Pinebook, aber auch das PinePhone, das nun ein Jahr später für 149 US-Dollar in einer ersten Auflage zur Auslieferung gelangt.

    Meltdown & Spectre und kein Ende

    Auch in 2019 blieben wir nicht vor weiteren Horrormeldungen bezüglich Meltdown & Spectre verschont. Über das Jahr verteilt wurden weitere Angriffspunkte veröffentlicht und es ist kein Ende in Aussicht. Im Februar hatte ich eine Situationsbestimmung versucht. Gerne hört man die Aussage, Privatrechner seien ja wegen des viel zu hohen Aufwands eines solchen Angriffs davon nicht betroffen und von daher sei das nicht wirklich relevant. Das ist meiner Meinung nach wie in Anbetracht der kaum noch vorhandenen Privatsphäre zu sagen: »Aber ich habe doch nichts zu verbergen“.

    KDE-Software im Aufwind

    WireGuard in Kernel 5.6
    Bild: WireGuard | Quelle: XDA-Developers

    KDE-Software konnte im zu Ende gehenden Jahr an vielen Stellen massiv aufgewertet werden. Das begann Mitte Februar mit der Veröffentlichung von Plasma 5.15. Mich als KDE-Fan erfreute dabei besonders die Unterstützung für den VPN-Tunnel WireGuard, der im Frühjahr 2020 mit Linux 5.6 zur Aufnahme in den Kernel ansteht. Auch die Integration von Wayland unter Plasma wurde weiter vorangebracht. Virtuelle Desktops werden ab 5.15 unterstützt und bieten sogar mehr Möglichkeiten als unter X11.

    LibreOffice, eine der freien Alternativen zu MS Office, veröffentlichte Version 6.2 und liefert damit für alle Komponenten eine Notebookbar aus, die optional die Funktionalität der Ribbons von MS Office nachbildet. Im Januar 2020 feiert die Document Foundation, die hinter LibreOffice steht, ihr zehnjähriges Bestehen und veröffentlicht zeitgleich die stabile Version von LibreOffice 6.4.

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  • Linux 2018 – das Jahr im Rückblick

    Photo by Ian Parker on Unsplash

    Das Jahr 2018 war angeblich wieder nicht das Jahr des Desktops für Linux. Aber wen schert das wirklich? Wer Linux benutzen will, der tut es eben. Linux ist genauso fragmentiert wie eh und je – die einen sehen das als Vorteil, was die anderen als erfolgsverhindernd betrachten. Ich bin zufrieden, so wie es ist.

    Langweilig war 2018 für Linux jedenfalls nicht. Das Jahr begann mit einem Paukenschlag. Alle Intel-Prozessoren der letzten Jahre und zum Teil auch CPUs von AMD und ARM wiesen eklatante Sicherheitslücken auf. Gut ausgerüstete Angreifer konnten unter anderem durch eine Lücke bei der spekulativen Ausführung persönliche Daten auslesen.

    Meltdown und Spectre

    Die Lücken wurden schnell unter den Namen Meltdown & Spectre bekannt. Über das Jahr wurden viele weitere Lücken meist gleichen Ursprungs gefunden. Ein Teil davon betraf nur CPUs mit Hyper Threading (HT). Intel hat sich zunächst nicht mit Ruhm bekleckert wenn es darum ging, die Kunden über die Gefahren aufzuklären. Das besserte sich erst nach anhaltend schlechten Kritiken in der Presse.

    Im Moment gibt es eine Menge sehr überarbeiteter, mürrischer, schlafloser und einfach nur angepisster Kernel-Entwickler, die so hart wie möglich daran arbeiten, diese Probleme zu lösen, die sie selbst überhaupt nicht verursacht haben.« Greg Kroah-Hartman, 7.1.2018

    Die Kernel-Entwickler legten etliche Sonderschichten ein, um das Problem einzudämmen und erste Patches mit den Kerneln 4.15 und 4.16 auszuliefern. Heimanwender haben von den Lücken kaum etwas zu befürchten, leiden aber ebenfalls unter einer Verlangsamung von Prozessen durch einige der Patches, die bei Virtuellen Maschinen bis zu 50 Prozent betragen können.

    Es wird noch eine Weile dauern, bis im Silizium bereinigte CPUs flächendeckend zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen sich viele von uns auch an die eigene Nase fassen, denn die Prämisse von »schneller, höher, weiter« führte bei ständiger Verringerung des Effekts von Moores Law zu immer waghalsigeren Methoden, der nächsten CPU-Generation noch mehr Geschwindigkeit abzuringen. Mittlerweile schalten Heimanwender und Profis HT vielfach ab und verzichten auf die Patches, die zu viel Performance kosten.

    Photo by Eamonn Maguire on Unsplash

    Linux-Smartphone Librem 5

    Das ganze Jahr über beschäftigte uns auch die Entwicklung des von Purism entwickelten Linux-Smartphones Librem 5, dass wir hoffen, im April 2019 in Händen halten zu können. Nach einer erfolgreichen Schwarmfinanzierung 2017 startete die Entwicklung 2018 durch. So erschien Mitte Januar bereits der erste Statusbericht. Doch ohne unken zu wollen: Da gerade erst nach einigen Verspätungen die Dev-Boards verschickt werden, wird sich vermutlich der Markteintritt des Librem 5 nochmals etwas verschieben. Aber besser ordentlich als pünktlich.

    Blue and Red: IBM übernimmt Red Hat

    Ebenfalls im Januar verstärkte Red Hat seine Präsenz im Bereich Hybrid- und Multicloud, indem es CoreOS aufkaufte. Die Aufgabe der Integration oblag dann Fedora, das im Juni Fedora CoreOS veröffentlichte. Ob Red Hat damals bereits von der bevorstehenden Akquisition durch IBM wusste, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Diese stellte im Oktober mit 34 Milliarden US-Dollar die Übernahme des Jahres dar. Die Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sieht vor, dass Red Hat unabhängig unter dem Dach von IBM weitermacht, wie bisher. Hoffen wir mal, dass das auch so bleibt.

    Weitere gute Nachrichten des Januar betrafen das Linux Journal, die erste gedruckte Publikation, die sich ausschließlich mit Linux befasste. Eigentlich bereits verloren geglaubt, konnte die Publikation doch noch gerettet werden. Zudem wurde die freie Skype-Alternative Nextcloud Talk erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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