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  • Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« mit ZFS-on-Root

    Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine«

    Am 20. Oktober 2004 erschien mit Ubuntu 4.10 »Warty Warthog« die erste Ausgabe einer neuen Distribution. Canonical kann also mit der jetzigen Freigabe von Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« auch den 15. Geburtstag der Distribution feiern.

    Kernel 5.3 und GNOME 3.34

    Die mit neun Monaten Unterstützung versehene Veröffentlichung, der eine Beta-Version vorausging, bietet als Gerüst Kernel 5.3 und GNOME 3.34. Die aufregendste Neuerung ist allerdings noch experimentell: Ubuntu 19.10 unterstützt im Installer ZFS als Root-Dateisystem.

    Reduziertes ZFS-on-Root

    ZFS-on-Root konnte zeitlich gerade noch so in Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« implementiert werden und ist daher vom Funktionsumfang noch sehr reduziert. Das Dateisystem lässt sich als Root-Partition anlegen, belegt derzeit aber zwingend eine gesamte Festplatte.

    Bis zur Veröffentlichung von Ubuntu 20.04 soll die Implementierung erheblich verbessert werden, vor allem auch was das Steuerungsmodul Zsys angeht. Als Grundlage nutzt Canonical ZFS on Linux 0.8.1, dass durch einige Backports aus zfs-0.8.2 ergänzt wurde.

    Anwender, die ZFS-on-Root testen möchten, sollten sich im Klaren sein, dass in den nächsten Monaten inkompatible Änderungen eingeführt werden könnten, die zu Datenverlust führen.

    Grub hervorzaubern

    Zudem sollte das bereits erwähnte zsys installiert werden. Zsys ist ein Daemon und Client für die Verwaltung von ZFS-Installationen und automatisierten Snapshots wie etwa bei Snapper. Ich vermute, er wird später auch die grafische Umsetzung der Funktionalität von ZFS beinhalten. Da Ubuntu standardmäßig kein Grub-Menü mehr anzeigt, muss dieses bei der Verwendung von ZFS-Snapshots durch Drücken von Umschalt (BIOS) oder Escape (UEFI) beim Start hervorgeholt werden. Permanent erreicht man das durch das Setzen eines # vor der Zeile GRUB_HIDDEN_TIMEOUT=0 in der Datei /etc/default/grub.

    Flickerfrei bis zum Desktop

    GNOME 3.34 bringt den flickerfreien Bootvorgang aus einem Guss nun auch zu den Ubuntu-Anwendern, zumindest zu denen mit Intel-Grafik. Zudem wird die Organisation der GNOME Shell durch die Möglichkeit vereinfacht, Anwendungen in Ordnern zu bündeln.

    Nvidia-Treiber bereits an Bord

    Besitzer von Nvidia-Karten werden sich darüber freuen, dass der proprietäre Nvidia-Treiber nun direkt auf dem Image ausgeliefert wird. Unter den aktualisierten Anwendungen sind unter anderem LibreOffice 6.3 und Firefox 69.0.3. Die GNU Compiler Collection (GCC) wurde auf Version 9 aktualisiert. Python steht nun bei 3.7, OpenJDK bei Version 11. Chromium 77 ist als Snap integriert, das so weniger Aufwand erfordern soll als das DEB-Paket.

    Viele kleine Verbesserungen

    Darüber hinaus bietet Ubuntu 19.10 hauptsächlich kosmetische Änderungen, wie etwa das überarbeitete Theme Yaru Light und neun neue Hintergründe aus dem Wallpaper-Wettbewerb. Kleine Verbesserungen wie die Anzeige von angesteckten USB-Sticks im Dock verbessern die Benutzbarkeit. Die Unterstützung der 32-Bit-Plattform wurde mit Ubuntu 19.10 eingeschränkt. Fractional Scaling zur Verbesserung der Skalierung auf HiDPI-Displays ist immer noch experimentell und muss manuell freigeschaltet werden. GSConnect ist immer noch nicht offizieller Teil der Veröffentlichung.

    Ubuntu 20.04 heißt »Focal Fossa«

    Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« steht ab heute auf der Webseite zum Download bereit. Zudem hat Canonical Versionen für Server, Cloud und IoT im Angebot. Die Release Notes enthalten auch Verweise auf die aktuelle Veröffentlichung der anderen Ubuntu-Varianten. Die nächste Ausgabe ist Ubuntu 20.04 LTS, deren Codename »Focal Fossa« lautet.

  • Ubuntu 19.10: Snap im sinnvollen Einsatz

    Snap
    Desktop-Hintergrund von Ubuntu 19.10

    Moderne Paketvertriebsmodelle wie Snap und Flatpak stehen oft in der Kritik. Demnach verschwenden sie Platz durch Duplizierung, verdrängen den Job der Maintainer aus den Distributionen und haben ein undurchsichtiges Sicherheitsmodell.

    Nicht nur Nachteile

    Dass diese neuen Vertriebsformen für Software aber auch unbestreitbare Vorteile sowohl bei den Distributoren als auch bei den Anwendern haben können, zeigt Canonical am Beispiel von Googles Browser Chromium. Dieser wird mit Ubuntu 19.10 als Snap und nicht mehr als DEB ausgeliefert.

    Canonicals Community-Manager Alan Pope legt im Ubuntu-Blog dar, warum Chromium als Snap Sinn ergibt. Wer ein wenig Einblick in die Auslieferung und Aktualisierung von Software in Distributionen hat, der weiß, das Browser und Software mit direktem Netzzugang besonders viel Arbeit machen.

    Browser machen viel Arbeit

    Browser erscheinen alle paar Wochen und dazwischen gibt es meist noch Unterversionen, die oft genug Sicherheitsprobleme beseitigen. Die Maintainer müssen diese Versionen möglichst unverzüglich paketieren, um die Sicherheit der Anwender nicht zu gefährden. Dabei müssen alle unterstützten Veröffentlichungen mit allen ausgelieferten Architekturen versorgt werden.

    Im Fall von Ubuntu und Chromium bedeutet das, dass Chromium im Fall eines noch so kleinen Updates für die derzeit unterstützten Versionen Ubuntu 16.04 LTS, 18.04 LTS, 19.04 und das kommende Ubuntu 19.10 nach dem herkömmlichen Modell als Debian-Paketseparat gebaut werden muss. Das wird nochmals multipliziert durch die ausgelieferten Architekturen amd64, i386, armhf und arm64.

    Es lässt sich ermessen, wie viele Mannstunden dieses Szenario bindet, selbst wenn vieles automatisiert abläuft. Die Entscheidung, Chromium ab 19.10 im neuen Format auszuliefern, spart hier einiges an Zeit und Ressourcen.

    Snap to the Rescue

    Ein Snap muss nur einmal pro Architektur erstellt werden und läuft auf allen Systemen, die snapd unterstützen. Dies gilt für alle unterstützten Ubuntu-Versionen, einschließlich 14.04 mit Extended Security Maintenance (ESM), sowie für andere Distributionen wie unter anderem Debian, Fedora, Mint und Manjaro.

    Weitere Vorteile

    Doch Snaps bieten bei den bereits erwähnten möglichen Nachteilen auch weitere Vorteile. So kann der Anwender über Channels im Snap-Store auf einfache Weise per Mausklick zwischen verschiedenen Versionen einer Software wechseln, sofern der Entwickler diese anbietet. Im Fall von Chromium bietet Google die Kanäle stable, beta und dev, die optimal auf die Kanäle stable, beta und edge abgebildet werden können.

    Sandbox soll Sicherheit bieten

    Der Snap Store liefert Snaps automatisch im Hintergrund aus , sodass Benutzer sicher sein können, dass sie mit aktueller Software arbeiten, ohne ihre Updates manuell verwalten zu müssen. Die Sicherheit von Chromium wird durch strikte Beschränkung der Kontakte außerhalb der Sandbox erhöht.

    Mit 19.10 offiziell als Snap

    Die erste Veröffentlichung des Chromium-Snaps erfolgte vor zwei Jahren, und hat derzeit mehr als 200.000 Benutzer in Ubuntu und mehr als 30 anderen Linux-Distributionen. Die Entwickler sind zuversichtlich, dass es an der Zeit ist, mit dem offiziellen Übergang von DEB zu Snap mit Ubuntu 19.10 zu beginnen, sodass eventuelle Probleme bis zum nächsten LTS-Release 20.04 ausgebügelt werden können.

    Um Chromium als Snap in Ubuntu 19.10 Beta oder den Daily Builds zu testen, genügt es, snap install chromium, gefolgt von snap run chromium in ein Terminal einzugeben. Bei aller angebrachten Kritik an Snaps und vor allem dem Snap-Store überwiegen in diesem Beispiel die Vorteile für Entwickler und Anwender meiner Meinung nach klar die Nachteile.

  • Ubuntu liefert ZFS im Installer nach

    Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine«

    Als kürzlich die Beta-Version von Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« ohne ZFS-Integration für die Root-Partition erschien, war Skepsis angebracht. Jetzt hat Canonical die Funktion jedoch nachgeliefert. Am vergangenen Freitag wurden die Patches dem Ubiquity-Installer hinzugefügt. Derzeit wird die Funktion noch als experimentell bezeichnet und ist nicht für Produktivsysteme geeignet.

    Ubuntu liefert ZFS nach

    Damit erfüllt Canonical ein Versprechen, das bereits 2016 von Mark Shuttleworth gegeben wurde. Ab Ubuntu 16.04 LTS »Xenial Xerus« lieferte Ubuntu den ZFS-Treiber als Kernelmodul mit, das nur bei Bedarf geladen wird. Bereits seit einigen Jahren unterstützt Canonical ZFS für Container, auf Servern und in der Cloud. Jetzt schickt sich Ubuntu an, als einzige Linux-Distribution ZFS für den Desktop direkt im Installer anzubieten.

    ZFS für jedermann

    Damit soll es bei einer Neuinstallation sehr einfach sein, das ZFS-Dateisystem zu nutzen. Während der Installation steht die Option im Reiter für die Installationsmethode zur Verfügung. Hier ist lediglich ein Haken zu setzen und die Installation fährt wie gewohnt fort. In der Folge soll ein ZFS-Pool aufgesetzt werden, der über den bei Canonical zur leichteren Handhabung von ZFS erstellten System-Daemon Zsys über Datasets gesteuert werden kann.

    Zsys erlaubt einfache Steuerung

    Zsys ermöglicht den parallelen Betrieb mehrerer ZFS-Systeme auf derselben Maschine, automatisierte Snapshots, die Verwaltung komplexer ZFS-Datensatzlayouts, die Benutzerdaten und persistente Daten vom System trennen, und einiges mehr. Für 19.10 wird Zsys allerdings noch nicht vollständig funktional sein.

    Kein Glück in Virtualbox

    Ich habe versucht, mit dem Snapshot von Ubuntu vom vergangenen Sonntag eine Installation per ZFS zu erstellen. Zumindest in Virtualbox scheiterte dies bei mehreren Versuchen spätestens beim Schreiben des Bootloaders. Ich werde in den nächsten Tagen einen Versuch auf realer Hardware starten und weiter berichten.

  • Ubuntu 19.10 Beta steht zum Test bereit

    Einen Tag später als erwartet hat Canonical die Beta-Version für das am 17. Oktober erwartete Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« für Desktop, Server und Cloud freigegeben. Wie aus der Ankündigung hervorgeht, nehmen neben Ubuntu selbst auch Kubuntu, Lubuntu, Ubuntu Budgie, UbuntuKylin, Ubuntu MATE, Ubuntu Studio, und Xubuntu teil.

    Aktueller GNOME Desktop

    Allen Derivaten gemeinsam ist Kernel 5.3 als Basis. Bei Ubuntu kommt als Desktop-Umgebung das aktuelle GNOME 3.34 zum Einsatz. Damit kommen Nutzer der Intel-Plattform auch bei Ubuntu unter anderem in den Genuss eines flickerfreien Bootvorgangs. Zudem lässt sich die GNOME-Shell nun besser organisieren, indem Anwendungs-Icons per Drag&Drop zu Gruppen zusammengefasst werden können.

    Zwei größere Änderungen

    Ubuntu 19.10 ist ein Release mit lediglich neun Monaten Unterstützung. Bei diesen Veröffentlichungen werden gemeinhin größere Neuerungen eingeführt, die in diesem Fall bis zum April getestet werden, wenn Ubuntu 20.04 LTS erscheint. Zwei dieser größeren Änderungen waren für 19.10 angekündigt, die Beta enthält allerdings erst eine davon.

    Nvidia-Treiber an Bord

    Mit Ubuntu 19.10 können sich besonders Gamer darüber freuen, den proprietären Nvidia-Treiber jetzt zur einfachen Installation auf dem Installationsmedium vorzufinden. Auf die zweite Änderung war ich gespannt, versprach sie doch zumindest experimentell ein einfaches Aufsetzen von ZFS direkt aus dem Installer heraus.

    ZFS fehlt im Installer

    Zwar sind die nötigen Pakete dazu auf dem Image für den Ubuntu-Desktop vorhanden, die Integration in den Installer fehlt allerdings noch. Schuld daran sind wohl Unstimmigkeiten darüber, wie ZFS im Installer integriert werden soll. Bleibt also zu hoffen, dass hier noch nachgeliefert wird, um dieses Versprechen einzulösen. In den Release Notes findet sich allerdings nichts dazu.

    Viel Kosmetik

    Darüber hinaus bietet Ubuntu 19.10 hauptsächlich kosmetische Änderungen, wie etwa das überarbeitete Theme Yaru Light und neun neue Hintergründe aus dem Wallpaper-Wetbewerb. Bleibt abzuwarten, ob die Integration von ZFS, die in den Ausgaben für Server und Cloud bereits vorhanden ist, es noch in den Desktop schafft.

    Ubuntu MATE vorne

    Bei den Derivaten sticht wieder einmal Ubuntu MATE mit agiler Weiterentwicklung hervor. Hier kommt MATE Desktop 1.22.2 zum Einsatz. Compiz und Compton sind nicht mehr auf dem Image, können aber nachinstalliert werden. VLC wurde gegen GNOME MPV ausgetauscht, der neuerdings Celluloid heißt.

    Xubuntu 19.10 basiert auf Xfce 4.14 und ändert ansonsten wenig. Auch bei Ubuntu Budgie 19.10 passiert kaum etwas, da kein neues Release des Budgie-Desktops vorliegt. Kubuntu setzt auf KDE Plasma 5.16, KDE Applications 19.04.3 und Qt 5.12.4. Neu im Angebot sind hier Apps wie Latte Dock und Kdenlive.

    Ubuntu Studio bietet mit OBS Studio das beliebte Game-Streaming-Tool erstmals auf dem Image an. Zudem wurden die Ubuntu Studio Controls verbessert und zeigen nun den jeweiligen Zustand des Audio-Servers Jack an. Lubuntu, der Ableger mit dem LXQt-Desktop erwähnt auf der Ankündigung der Beta lediglich einen weiteren Wallpaper-Wettbewerb, dessen Ergebnisse vor dem Release am 17. Oktober noch hinzugefügt werden müssen. Links zum Download der verschiedenen Varianten gibt es auf der Webseite Get Ubuntu.

  • Wie geht es mit Ubuntu 32-Bit weiter?

    Bild: Canonical | Ubuntu 19.10 Wallpaper

    In diesem Herbst lassen mit Fedora 31 und Ubuntu 19.10 zwei große Distributionen in unterschiedlicher Ausprägung die Unterstützung für die 32-Bit-Plattform fallen.

    Ubuntu 32-Bit fallen gelassen?

    Canonical hatte im Juni verlautbart, die 32-Bit-Plattform komplett fallen zu lassen, nachdem bereits seit Ubuntu 17.10 »Artful Aardvark« keine Installationsmedien der 32-Bit Architektur mehr ausgeliefert wurden. Daraufhin erntete Canonical einen Sturm der Entrüstung, denn sowohl der Windows-API-Nachbau Wine als auch die Online-Gaming-Plattform Steam sind auf 32-Bit Bibliotheken angewiesen.

    Kehrtwende

    Daraufhin ruderte das Unternehmen zurück und sagte zu, dass Anwender von Wine und Steam sowie andere betroffene Projekte mit Ubuntu 19.10 und 20.04 LTS zumindest auf die benötigten Bibliotheken in 32-Bit zugreifen können. Jetzt präzisiert Steve Langasek das geplante Vorgehen.

    Teilweise weiter unterstützt

    Die Entwickler haben eine Liste von Paketen zusammengestellt, für die aufgrund des Feedbacks bis zu diesem Zeitpunkt bei den Nutzern ein Bedarf besteht. Diese Liste enthält 52 Binärpakete, die nur für 32-Bit existieren und nun bis einschließlich Ubuntu 20.04 garantiert weiter verfügbar sein werden. Hinzu kommen die benötigten Bibliotheken und Abhängigkeiten. Insgesamt ergeben sich so 199 Quellcode-Pakete.

    Die Liste wurde kuratiert, indem zunächst die Liste aller Binärpakete zusammengestellt wurde, die nur auf i386 und nicht auf amd64 in Ubuntu existieren. Dann wurde diese Liste gefiltert, um Pakete auszuschließen, die Funktionen duplizieren, die unter einem anderen Paketnamen auf amd64-Systemen verfügbar sind oder die spezifisch für Hardware sind, die nicht 64-Bit-fähig ist.

    Fehlende Pakete jetzt melden

    Langasek bittet die Anwender, bisher fehlende Pakete zu benennen, die weiterhin auch in 32-Bit benötigt werden. Alle anderen Pakete werden für diese Plattform mit der Veröffentlichung von Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« am 17. Oktober nicht mehr verfügbar sein.

  • Ubuntu 32-Bit: Fast eine Kehrtwende

    Copyright: Canonical

    Nachdem Canonical vor einer Woche verkündet hatte, mit Ubuntu 19.10 die 32-Bit Plattform aus den Archiven zu entfernen, um wenige Tage später einen untauglichen und zudem unehrlich verkauften Rückzieher anzukündigen, kommt nun eine teilweise Kehrtwende, die sicherstellen soll, dass Anwender von Wine und Steam sowie andere betroffene Projekte mit Ubuntu 19.10 und 20.04 LTS zumindest auf die benötigten Bibliotheken in 32-Bit zugreifen können.

    Unterstützt, wo nötig

    Das geht aus der letzten Verlautbarung im Ubuntu-Blog von Canonical hervor, in der das Unternehmen hinter Ubuntu erklärt, die Rückmeldungen aus den Communities von Wine, Steam und Ubuntu Studio hätten zum Umdenken und resultierend zu einer Kurskorrektur geführt. In einem Community-Prozess sollen nun die 32-Bit Bibliotheken herausgefiltert werden, die nötig sind, um »Legacy Software« weiterhin anwenden zu können. Zudem bedankt sich Canonical, dass die Community Ubuntu auf Kurs hält, wo dies nötig ist.

    Fehlende Sicherheit

    Zu seiner Entschuldigung führt Canonical an, man habe im letzten Jahr mit Valve in Bezug auf die Gaming-Plattform Steam über die Pläne zur Einstellung der 32-Bit Plattform gesprochen und der jetzige Aufschrei sei damals ausgeblieben. Somit habe letztendlich neben dem gestiegenen Aufwand zur Unterstützung von 32-Bit auch die nicht optimale Sicherheit einer wenig genutzten Plattform dazu geführt, diese einstellen zu wollen. So seien beispielsweise viele der Mitigationen gegen Spectre & Meltdown für 32-Bit gar nicht verfügbar.

    Unterstützung von 32-Bit bis 2025

    Die jetzige Lösung eines von der Community gesteuerten Auswahlprozesses erscheint zunächst als gangbarer Weg, die Anwender von Wine und Steam zufriedenzustellen. Ob das den betroffenen Communities ausreicht und ob Valve Ubuntu in Sachen Steam weiterhin als Referenz unterstützt, bleibt abzuwarten. Die Festlegung, auch Ubuntu 20.04 LTS mit diesen Bibliotheken zu versorgen bedeutet die teilweise Unterstützung der Plattform zumindest bis 2025.

  • Ubuntu rudert im Kreis

    Ubuntu 18.04.1 LTS
    Bild: Ubuntu White | Quelle scarface94 | Lizenz: CC BY-2.0

    Aufgrund der massiven Kritik an der geplanten Entfernung der 32-Bit Plattform ab Ubuntu 19.10 im Oktober rudert Canonical nun im Kreis herum. Ubuntu-Entwickler Steve Langasek entschuldigt sich, wenn es Missverständnisse beim Thema 32-Bit gegeben habe. Die 32-Bit Plattform werde nicht fallen gelassen, sondern lediglich eingefroren.

    Umdeutung

    Dass es sich dabei schwerlich um ein Mißverständnis handelt, belegt schon die Überschrift der ursprünglichen Verlautbarung von Langasek an:

    i386 architecture will be dropped starting with eoan (Ubuntu 19.10)

    Was war passiert: Canonical hatte verkündet, die 32-Bit Plattform, beginnend mit Ubuntu 19.10 aus den Archiven zu entfernen. Anwender, die die Plattform brauchen, sollten darauf angewiesene Anwendungen in einem Container mit 18.04 laufen lassen oder eine virtuelle Maschine benutzen.

    Kein gangbarer Weg

    Das mag für einzelne Anwendungen funktionieren, die keine Umsetzung auf 64-Bit erfahren haben. Gamer werden sich damit kaum zufriedengeben. Und Nutzern von Wine zu empfehlen, in einer VirtualBox zunächst Ubuntu 18.04 und darin Wine zu installieren, um dann Windows-Anwendungen zu emulieren klingt auch nicht gerade so, als ob man sich damit Freunde machen könnte.

    Ubuntu 32-Bit eingefroren

    In der nun unterstützten Lesart sollen die 32-Bit Bibliotheken also nicht entfernt werden, sondern sie werden auf dem Stand von 18.04 LTS eingefroren, verharren also auf den alten Versionen. Darüber hinaus »habe man die Absicht, sicherzustellen, dass es eine klare Vorstellung davon gibt, wie betroffene Anwendungen inklusive Spielen auch nach 19.10 genutzt werden können«. Netter Satz, Herr Langasek.

    But there is every intention to ensure that there is a clear story for how i386 applications (including games) can be run on versions of Ubuntu later than 19.10.

    Im Klartext heißt das, dass einige Anwendungen, die ohne Updates nicht lange funktionieren werden, wie etwa Mesa, von Zeit zu Zeit aktualisiert werden sollen. Das wird aber für neue Hardware wie etwa aktuelle Grafikkarten nicht ausreichen, da diese bereits in 18.04 schlecht unterstützt werden.

    Zusammenarbeit im Vorfeld

    Es wäre sicherlich klug gewesen, vor einer solch weitreichenden Entscheidung und deren Verkündung enger mit den Entwicklern so wichtiger Anwendungen wie Wine und Steam zusammenzuarbeiten und nach tragbaren Lösungen zu suchen. Einem Gamer unter Ubuntu Container anzuempfehlen ist sicherlich keine solche Lösung.

    Falscher Lösungsansatz

    Offensichtlich hat das allgemeine Unverständnis bei Entwicklern von Wine und Steam sowie der betroffenen Anwender den Verantwortlichen bei Canonical klar gemacht, dass man hier eine Anwendergruppe abhängt, die im Netz eine lautstarke Lobby haben. Anstatt aber einzugestehen, dass man einen Fehler gemacht hat und voreilig gehandelt hat, kommt die Mär vom Missverständnis. Falsche Entscheidung.

    Diese Umdeutung der Tatsachen wird die Anwender der betroffenen Anwendungen nicht milder stimmen. Im Endeffekt erscheint mir die neue Auslegung schlimmer als die eindeutige Entfernung der Plattform. Ein Lösungsweg wäre die Adaption von Debians Multiarch-Ansatz. Das würde allerdings bedeuten, man muss die 32-Bit Bibliotheken weiter pflegen.

  • Ubuntu lässt die 32-Bit Plattform fallen und erntet Kritik

    32-Bit
    Bild: old painted Ubuntu logo on wood planks | Quelle: blumblaum | Lizenz: CC BY 2.0

    Bereits seit Ubuntu 17.10 »Artful Aardvark« liefert Canonical für seine Desktop-Distribution Ubuntu keine Images der 32-Bit Architektur mehr aus. Trotzdem konnten Anwender der 32-Bit Plattform ihre Installationen bisher aktuell halten, da das Ubuntu-Archiv weiterhin Pakete in 32-Bit zur Verfügung stellte.

    Kein 32-Bit mehr

    Damit soll mit Ubuntu 19.10 »Eoan Ermine« nun Schluss sein, wie aus einem Thread auf der Mailing-Liste sowie einem Artikel auf der Webseite hervorgeht. Ubuntu-Entwickler Steve Langasek begründet den Schritt auf der Mailingliste damit, dass die eingesetzten Ressourcen an Infrastruktur und Entwicklerzeit in keinem Verhältnis zur stetig schwindenden Relevanz der Architektur stünden.

    Was wird aus Wine und Steam?

    Dabei hat er wohl gleich zwei Anwendergruppen vergessen, die sich nun besorgt zu Wort melden. Sowohl der Windows-API-Nachbau Wine als auch die Online-Gaming-Plattform Steam sind auf 32-Bit Bibliotheken angewiesen. Der Client liefert zwar eine Laufzeitumgebung mit gebündelten 32-Bit Bibliotheken, was aber vermutlich nicht ausreicht, um die Mehrzahl der angebotenen Spiele zu unterstützen.

    Keine Unterstützung für Steam

    Aus diesem Grund hat der bekannte bei Steam-Hersteller Valve beschäftigte Entwickler Pierre-Loup Griffais, in der Szene auch als Plagman2 bekannt, auf Twitter verkündet, Ubuntu 19.10 und folgende Veröffentlichungen würden von Steam nicht mehr unterstützt und man werde seinen Kunden Ubuntu nicht mehr empfehlen. Valve werde eine andere Distribution suchen, die offiziell unterstützt wird.

    Steam in 64-Bit?

    Auf den Webseiten der Steam-Plattform gibt es noch keine Stellungnahme. Einige Kommentatoren auf Twitter fragen sich, warum Valve noch immer keine 64-Bit-Version von Steam anbietet. Erste Ansätze dazu gab es bereits letztes Jahr, seither ist jedoch keine weitere Aktivität in dieser Richtung zu verzeichnen.Canonical schreibt, man sei in Gesprächen mit Valve, wie die Steam-Anwender künftig am besten unterstützt werden könne.

    Eine der Ideen ist, Gamer könnten 32-Bit Spiele in einem Container mit Ubuntu 18.04 laufen lassen. Ob dieser Vorschlag allerdings großen Anklang findet, darf bezweifelt werden.

    Wine will Ubuntu fallen lassen

    Auch im Wine-Projekt stellen sich die Entwickler die Frage, wie sie mit dem Wegfall der 32-Bit Plattform bei Ubuntu umgehen sollen. Es wird unter anderem diskutiert, ob man Wine für die kommende Ubuntu-Version überhaupt noch paketieren soll. Zudem nutzt Ubuntu eine eigene Wine-Version, wobei bisher unklar ist, was damit passieren wird.

    Container lösen das Problem nicht

    Ubuntu sagt dazu in der FAQ, die dem Artikel angehängt ist, die Anwender sollten 64-Bit Wine versuchen, viele Anwendungen würden damit problemlos laufen. Die Wine-Entwickler bestreiten das, da die meisten 64-Bit Windows-Anwendungen aus technischen Gründen einen 32-Bit Installer hätten. Ansonsten auch hier Ubuntus Vorschlag einer virtuellen Maschine oder eines LXC-Containers.

    Ob sich Canonical von dsen Sorgen der Entwickler und dem Protest der Anwender beeindrucken lässt und seine Entscheidung revidiert, bleibt abzuwarten. Ganz durchdacht erscheint der komplette Ausstieg aus der 32-Bit Plattform jedenfalls nicht.

  • Ubuntu 19.10 mit ZFS im neuen Installer?

    Ubuntu 19.10 ZFS
    Bild: Old painted Ubuntu logo on wood planks | Quelle: blumblaum | Lizenz: CC BY 2.0

    ZFS, ursprünglich von Sun für Solaris entwickelt und inzwischen als OpenZFS unabhängig weitergeführt, wird oftmals als das ultimative und leistungsfähigste Dateisystem für Server und Rechenzentren, aber zunehmend auch für den Desktop gepriesen.

    Es verbindet eine riesige maximale Dateisystemgröße mit RAID und LVM und bietet Snapshots des Systems. Unter Linux wird sich ZFS wegen der mit der GPLv2 nicht vereinbaren Lizenz CDDL vermutlich nie wirklich durchsetzen. Bei FreeBSD und TrueOS ist es dagegen integriert.

    Kein Kläger – kein Richter

    Bei Debian ist ZFS on Linux (ZoL) seit 2016 in einer Version vertreten, die das Kernelmodul erst zur Laufzeit baut und somit juristischen Problemen aus dem Weg geht. Canonical liefert dagegen das Kernelmodul seit Ubuntu 16.04 LTS »Xenial Xerus« direkt aus und begibt sich damit in eine rechtliche Grauzone, denn vor Gericht wurde die Unvereinbarkeit von GPLv2 und CDDL noch nie festgestellt. Solange es keinen Kläger gibt, wird sich das auch nicht ändern.

    Ubuntu 19.10 mit ZFS?

    Jetzt schickt sich Canonical an, Ubuntu 19.10 mit ZoL in seinem neuen Installer Ubiquity NG auszuliefern. Ob der Installer fertig wird und dann auch noch ZoL integriert werden kann ist noch nicht klar. Seit einigen Tagen ist jedoch ersichtlich, dass noch viel zu tun ist.

    Noch viel zu tun

    Auf GitHub hat Ubuntu-Entwickler Didier Roche die für 19.10 noch anstehenden Arbeiten aufgelistet. Dazu zählen Arbeiten an Grub und Initramfs ebenso wie die vorerst experimentelle Integration in den neuen Installer. Über 19.10 hinaus sind unter anderem die Integration in den Dateimanager Nautilus sowie eine grafische Verwaltung von ZoL geplant.

    ZoL 0.8 bringt TRIM und Crypto

    Gerade erst hat ZoL mit der Aktualisierung auf Version 0.8 lange erwartete Funktionalität wie unter anderem die Unterstützung für TRIM bei SSDs sowie die native Unterstützung von verschlüsselten Dateisystemen und Volumes erhalten.

    Wird die Zeit reichen?

    Wir dürfen somit gespannt sein, ob die Entwickler ihre Pläne für 19.10 realisieren können und Ubuntu damit im Herbst als einzige Linux-Distribution ZFS direkt im Installer anbieten wird. Reicht die Zeit nicht, so wird es wohl bis 20.10 dauern, da 20.04 ein LTS-Release ist, bei dem Canonical mit ziemlicher Sicherheit keine Experimente wagen wird.

    Alternativen

    Andere Distributionen suchen ähnliche Funktionalität eher in anderen Dateisystemen. So setzt etwa openSUSE seit geraumer Zeit auf Btrfs, das ebenfalls Snapshots beherrscht, die bei der Distribution mit dem Chamäleon mit Snapper verwaltet werden. Fedora arbeitet derzeit weiterhin an der Entwicklung des hauseigenen Tools Stratis.

  • Mark Shuttleworth will Canonical [nicht] verkaufen

    Mark Shuttleworth
    Bild: old painted Ubuntu logo on wood planks | Quelle: blumblaum | Lizenz: CC BY 2.0

     

    Mark Shuttleworth will Canonical nicht verkaufen – oder aber doch. Derart zweideutig äußerte sich der Canonical- und Ubuntu-Gründer auf dem Open-Stack-Summit dieser Tage in Berlin. Ein bärtiger Shuttleworth erklärte, seit seinem Eintreffen werde er ständig gefragt, was er von dem Verkauf von Red Hat an IBM halte.

    Nicht ohne Marketing

    Da Shuttleworth auch eine Keynote nicht ohne Marketing verstreichen lassen kann, erklärte er dazu, er sei nicht überrascht vom Verkauf von Red Hat, da er in den letzten Jahren viele große Kunden von Red Hat zu Canonicals Cloud habe wechseln sehen. Überrascht sei er von der Höhe des Deals von 34 Milliarden US-Dollar, er erwarte aber, dass es sich auf lange Sicht für IBM trotzdem rechnen werde.

    Verkaufen? Ja, nein, aber…

    In einem Flurgespräch während des Summit erklärte Shuttleworth auf die sich aus dem IBM-Deal ergebende Frage, ob er bereit sei, Canonical zu verkaufen, wenn er ein entsprechendes Angebot erhhalte. Eigentlich nicht, aber… so die Antwort des Ubuntu-Chefs. Die Einschränkung bezog sich auf die Kontrolle über das Unternehmen, die er bedingungslos behalten möchte, selbst wenn er verkaufen würde.

    Wenn er, so Shuttleworth, ein lukratives Angebot erhalten würde, was ihm seine Unabhängigkeit bewahrt und ihm durch den Verkaufserlös erlauben würde, seine Ziele weiter auszubauen, so würde er darüber nachdenken. Es müsse aber schon ein Bombenangebot sein, selbst angesichts der Riesensumme des IBM-Deals.

    Erst der Börsengang

    Doch zunächst will Mark Shuttleworth Canonical 2019 an der Börse platzieren. Es kursieren seit längerem Gerüchte, im Rahmen des Verteilungskampfs um das Cloud-Geschäft sei Microsoft an Canonical interessiert. Auch Oracle wäre ein möglicher Käufer. Dabei ist Canonical, was Cloud und Container angeht, wesentlich besser aufgestellt als Red Hat, auch wenn der jährliche Gesamtumsatz von Red Hat mit drei Milliarden US-Dollar vermutlich um ein Vielfaches höher ist als der von Canonical, dass hierüber als privates Unternehmen keine Angaben machen muss.

    Stark aufgestellt

    Eine kürzliche Erhebung von »The Cloud Market« ergab für Ubuntu  derzeit 307217 Instanzen auf Amazons AWS, während für Red Hat lediglich 20.311 verzeichnet waren. Shuttleworth macht bei jeder Gelegenheit auf die Stellung von Canonical im Cloud-Markt aufmerksam. So löste er auf dem letzten   Open-Stack-Summit in Vancouver Befremden aus, als er seine Keynote dazu benutzte, Preisvergleiche anzustellen und Canonical Open-Stack-Angebot als günstiger wie die von Red Hat oder VMware hervorzuheben.